Issue 1/1996


Editorial


»Weiterwirtschaften!« Diese Devise scheint ausgegeben im gegenwärtigen Kunstbetrieb. »Alternatives« wird überall gesucht. Zeit also, sich mit der Rolle auseinanderzusetzen, die oppositionelle Kunstpraxis schon immer für und gegen den Mainstream ästhetischer Produktion gespielt hat. Zwei Fallstudien aus New York beleuchten exemplarisch die Dilemmata, in denen sich auch hierzulande wie überall in Europa die Gesellschaften der Gegenkultur befinden.

Es ist nicht nur der Kunstmarkt, der sich umstrukturiert, es ist ein weites Feld der kulturellen Ökonomie. In den letzten Jahren ist eine junge KünstlerInnengeneration mit neuen Werk- und Arbeitsvorstellungen in einen ohnedies unruhigen Markt vorgestoßen. Eine Handvoll KuratorInnen bereist die internationalen Institutionen und arbeitet deren neue Konzepte zu den ihren um. Kunstmessen suchen andere Formen oder sehen sich mit Gegenveranstaltungen konfrontiert. SammlerInnen nehmen sich mittlerweile auch der betriebsdissidenten Kunst an und die Urheberrechtler und Verwertungsgesellschaften diskutieren marktgerechte Reformen.

All diesen Themen ist die Eröffnungsnummer des zweiten Jahrganges der Hefte für Gegenwartskunst gewidmet.

Fast schon selbstverständlich ist es mittlerweile ja geworden, daß [i]springer[/i] diese Phänomene nicht nur im engen Feld der Kunst betrachtet, sondern darüber hinaus. Ernesto Laclau und Chantal Mouffe, deren Namen zuletzt immer häufiger im Kunstkontext auftauchen, haben für das Feld des Politischen analysiert, was sich parallel auch in der Kunst vollzieht: den Zerfall zentraler Oppositionen und die Hinwendung zu heterogenen Allianzbildungen. Kaja Silverman, der in ihrer Arbeit das Unmögliche gelang, Psychoanalyse und Semiotik zusammen zu denken, erkundet die ethischen Parameter eines »produktiven« Sehens. Und der Modezar Helmut Lang räsoniert über das Arbeiten in einer rasanten und hypertrophen Branche.

Daß das alles auf Seiten geschieht, deren Gestaltungsparameter für einzelne Heftteile remodelliert wurden, um noch konkreter ihre Oberflächen entlang von Texten und Bildern zu entwickeln und unter Tiefen und Oberflächen verbindenden neuen Headline-Typen wird Ihnen als springer-LeserIn sicher auffallen.

Und daß wir natürlich, wie gewohnt, den Entwicklungen in den neuen Medien, Ausstellungen in Galerien, Vereinen und Museen, neuen Publikationen sowie Aktuellem aus dem weiten Raum der Gegen(warts)kultur nachgehen.

Das internationale Medienecho sowie die überraschend positive Entwicklung der Abonnementzahlen insbesondere im Ausland haben unsere Anfangshoffnungen weit übertroffen. [i]springer[/i] ist nach nur vier Heften ein etablierter Teil der europäischen Kunstmedienlandschaft. Das erlaubt uns auch, unsere Abopreise noch niedriger zu gestalten als bisher. Für nur einen Schilling oder etwas mehr als 10 Pfennige proTag finden Sie [i]springer[/i] im Dreimonatsrhythmus in Ihrem Postkasten.