Der erste Band von springer ist mit diesem Doppelheft komplett. Aus dem Chamäleon hat sich ein Magazin entwickelt.
Das vorliegende Doppelheft zeigt einen Schnitt durch den Raum, in dem springer arbeitet. Sein Name ist »austria wien«. Von einem Rundblick durch die jüngste Kunstproduktion, sozusagen »von hier aus«, projiziert das Heft in einem Dreischnitt Stationen und Personal einer Szene rückwärts. Es versammelt Materialien für eine kulturelle Analyse aus den Archiven der teilnehmenden Beobachtung: lokale Ereignisse, Erinnerungen und lokale Reaktionen.
Bleibt die Crux, in diesen Splittern einer sehr ortsbezogenen Geschichte den internationalen Umraum dieser Szenen erkennbar zu machen, ohne zu verdrängen, daß jeder der Splitter seine eigene lokale Spezifik hat. Natürlich ist auch diese Spezifik in der reduzierten Auswahl von Bildern und Texten nur als das äußere Emblem benannt. Vielleicht ist dieses aber manchmal als Symptom erkennbar, in dem sich aus einer Vielfalt von konkreten Situationen etwas aufbaut, das tiefer, in einem nicht sichtbaren, systemischeren Grund fundiert ist. Diese Situationen gleich als Symptom eines »Österreichischen« lesen zu wollen, erschiene uns ebenso gefährlich wie unproduktiv.
Also gibt es auch keinen Grund, sich zu entschuldigen bei all jenen, die an diesen Lokalgeschichten auch mitgeschrieben haben, hier aber nicht vorkommen. Der Sinn unseres Aufrisses liegt allein in einer Agenda der Gegenwart und nicht in irgendeiner Form von Geschichtsschreibung.
Ein konkretes Ereignis künftiger Zeitgeschichte ist auch der Grund, weshalb springer einige Tage später ausgeliefert wird als angekündigt: die unerwartet provozierte Nationalratswahl am 17. Dezember. Um das in unserer ersten Ausgabe gemachte Versprechen, in diesem Magazin »Materialien für Gegenwartskultur« zu liefern, einzulösen, haben wir ein spezial zu den Wahlen in dieses Heft eingebunden, das als Sonderdruck gratis in heimischen Kunsträumen aufliegt. Ein, wie wir glauben, auch für die Nicht-ÖsterreicherInnen unter unseren LeserInnen zumindest hilfreicher Einblick in die parlamentarische Gegenwart des Landes.
Ansonsten finden Sie in dieser Doppelnummer die schon gewohnten Mgazin-Sektionen: den »Netzteil« mit Beobachtungen zur elektronischen Kultur und »artscribe« mit Ausstellungsbesprechungen, Buchrezensionen sowie dem Kalender - und diesmal auch ein kleines Spiel mit dem Blick beim Umblättern.