Heft 2/2000 - Inland Europa
Ein Gespenst geht um am Planeten - das Gespenst der radikal-demokratischen Kultur. Mal in einer anonymen Zeichnung eines palästinensischen Graffitisten, mal in einer institutionellen Ausstellung in Wien, mal in einer marginalen Zeitschrift aus Chicago, mal auf einer ArbeiterInnen-Demonstration in Mexico City - bald hier, bald dort - taucht plötzlich eine Darstellung oder ein Text auf, der mit einem Schrei schreit oder ruhig konstatiert: »Radikal-demokratische Kultur in der Handlung!« Ein Bild oder Wort erscheint, zwinkert und verschwindet ... Als ob nichts gewesen wäre, als ob alles nur schien ... Und von neuem verdichtet sich der gewöhnliche Schleier des kichernden Gemurmels, des spöttischen Gesäusels oder der perversen Befragung ... Wo ist das Gespenst, welches Gespenst?... Ha-ha-ha! ...
Alle Kräfte der neoliberalistischen Gemeinschaft, alle versteckten und offenbaren Agenten des globalisierten Kapitalismus haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dieses Gespenst verbündet: Tony Blair und Bill Gates, WTO und IWF, die NATO und das MoMA, Hollywood und das Kunstsystem, Thyssen und Sony, Mc Donald's und Nike.
Welch schreckliche Schimpfwörter die Kehlen der neoliberalistischen Bonzen und multikulturalistischen Schönredner beim Anblick radikal-demokratischer Kultur nicht ausstoßen: sie schreien »Vandalismus«, und inkriminieren »Totalitarismus«, und stempeln »Avantgardismus«, und schimpfen »Terroristen«. Die Zungen der Macht schärfen und spalten sich beim Vertiefen in die rauhe Vagina der radikal-demokratischen Kultur ... Ha-ha! ...
Und die radikalen DemokratInnen selbst? Welche ist ihre eigene Sprache, das heißt, was ist ihre brodelnste Wahrheit? Was ist ihre Identität, das heißt welche sind ihre Fähigkeiten zum Widerstand zu einem Zeitpunkt, wo nichts als mehr Rezept dienen kann: Nicht der verreckte Situationismus, nicht die vom inneren Bolschewismus in die Fresse geschlagene RAF, nicht der expressionistische Poststrukturalismus Deleuzes, nicht die zweideutige »Subversion« der Achtziger, nicht die doppelagentenhafte linke Einstellung Zizeks und seiner Adepten?
Es ist an der Zeit für die »Meister« und »Meisterinnen« der radikal-demokratischen Kultur die eigene Anschauungsweise und die eigenen Absichten vor der ganzen Welt offen darzulegen, ihre Theorie und Praxis vorzustellen und dem Märchen vom Gespenst der radikal-demokratischen Kultur eine verständige und exakte Position entgegenzustellen.
Zu diesem Zweck haben sich zwei revolutionäre Katzen mit den Namen Barbara Schurz und Alexander Brener im sterilen und leblosen Nabel des Vereinten Europas - in der rechts-konservativen Stadt Wien - getroffen und verfassten einen Text, aus dem Sie jetzt lesen. In ihm sind Thesen radikal-demokratischer Kultur auseinandergesetzt, Thesen des heutigen kurzlebigen Tages. Doch gleich gilt es einen Vorbehalt zu machen: Dieser kurze Tag stirbt, und zusammen mit ihm sterben diese Thesen. Und der nächste Morgen fordert andere Gedanken und neue Taten von zukünftigen revolutionären Katzen und Katern. Und ihnen schicken wir unseren feurigen Gruß aus dem stinkenden Hunde-Uterus des heutigen gloablisierten Marktes.
(... ) ALSO, WAS IST RADIKAL-DEMOKRATISCHE KULTUR?
... Ja, was ist das?
... Doch um auf diese nicht unwichtige und uns so beschäftigende Frage zu antworten, muss zuvor noch eine andere ebenso wesentliche Frage gestellt werden: In welchem Verhältnis stehen radikal?demokratische Kultur und die Kultur der Unterdrücker sowie die Kultur der Unterdrückten?
Wie wir bereits festgestellt haben, ist in der heutigen Kultur alles vermischt und gleichzeitig fragmentiert, so dass man von keinem Purismus sprechen kann: Bruchstücke hegemonialer Verhältnisse gehen in den Körper der Unterdrückten um, sowie Splitter von Sklaverei und Widerstand in den wohlgenährten Körpern der Unterdrücker hausen. Die hegemoniale Kultur des Multikulturalismus bemüht sich alles zu appropriieren, oder genauer fast alles, den gewisse spezifische Moment weigert sie sich zu appropriieren. Also: Die radikal-demokratische Kultur, die im Korpus der zeitgenössischen Kultur in der Form von einzelnen lokalen und spezifischen Gesten existiert, leistet genau dieser hegemonialen Appropriation bewusst und standhaft Widerstand. Das heißt wir definieren radikal-demokratische Kultur durch die Idee des lokalen und spezifischen Widerstands. Und wir machen gleich einen Vorbehalt: Radikal-demokratische Kultur ist kein utopisches Projekt (oder revolutionistisches Programm) eines neuen Undergrounds oder noch einer »Avantgarde«, sondern eine konstituierende widerständige Handlung, die bereits hier und dort existiert, in einem palästinensischen Ghetto oder im italienischen Gefängnis, in der kurdischen Vertreibung oder auf den Straßen Seattles. Diese konstituierende Handlung vollzieht sich unter spezifischen Umständen des Zusammenpralls mit der Macht oder in selbstorganisierten Einheiten, im Prozess des Werdens und der Selbsterziehung der unterdrückten und kämpfenden Identitäten. Als eine der wichtigsten Charakteristiken dieser konstituierenden Handlung erweist sich, dass sie sich unter keinen Umständen auf der Ebene der Repräsentation befindet, das heißt sie existiert nicht als Effekt bereits festgesetzer Praktiken und nicht als Mitteilung, die an eine bestehende Institution gerichtet ist. Gerade diese Un-Repräsentierbarkeit macht das Überschreiten der Grenzen der hegemonialen Kultur möglich. Die konstituierende Handlung ist kein Mittel für etwas außer ihrer eigenen Initiative. Im Gegenteil, diese Handlung tritt als Kraft auf, die untrennbar ist von dem, was sie hier und jetzt schafft, unter den konkreten Umständen eines existierenden Konflikts. Eine konstituierende widerständige Handlung kann alles mögliche sein: Einschlagen von Vitrinen, zeichnen, Schwarzarbeit, Heilung, Schaffung eines Konflikts, Aufräumarbeiten, eine Explosion von Antagonismen, die Weigerung, eine unfruchtbare Diskussion zu führen, Lachanfall, Aufstand, Liebeserklärung, Hassanfall, intellektuelle Anstrengung ... Unabdingliche Bedingung eines konstituierenden Vitrine-Einschlagens oder eines konstituierenden Lachanfalls ist ihr Adäquatsein und ihre Notwenigkeit unter den gegebenen Umständen ... Dass das wirklich notwendig ist, ha-ha ... Dabei gilt es jedoch, sich nicht vor nichtdurchdachten, fehlerhaften, vorzeitigen oder lächerlichen Akten zu fürchten. Alle guten Akte sind lächerlich und es gibt nichts vorzeitiges. Das widerständige Subjekt formiert sich gerade in der eigenen risikoreichen Initiative und nicht anders. Also, nicht feig sein!
Die radikal-demokratische Kultur enthält viele und unterschiedliche Elemente der fragmentierten Kultur der Unterdrückten, doch sie übersetzt diese Elemente in die Bedeutung von Widerstand. Die nichtreduzierbare Spontaneität und kollabierende Emotionalität, die permanent Agonie und herzreißende Lächerlichkeit der Kultur der Unterdrückten transformiert sich in eine mächtige Geste von Souveränität und Selbstständigkeit. Doch diese unerwartete Mächtigkeit ist weder die unterdrückende Macht der Unterdrücker noch Teil ihrer zerstörerischen Kultur. Diese Mächtigkeit ist die ekstatische Sebstbeherrschung der/des Widerständigen. Denn was könnte ein/eine Widerständige noch sein, wenn nicht ein/e EkstatikerIn der Selbstbeherrschung, der/die abwechselnd die Masken der Unterdrückung und Unterdrücktheit herunterreißt, um zu zeigen, dass sich hinter ihnen die hemmungslose Fröhlichkeit der neuerschaffenen Arbeit befindet?!..
Es lebe die Solidarität der Schiefen,
Der Kärglichen, Dürftigen und Miesen!
Verfestigt die Äquivalenzketten!
Haut den Bossen eure Knie in die Arschfetten!
Bums! Bums! Bums!
Was für Sums!
Das ist ein Punk,
Er stürmt eine Bank!!!
Es lebe die Solidarität der Nackten,
Der Kranken, Waisen, Schlechten und Beknackten!
Verfestigt die Äquivalenzketten!
Haut den Bossen eure Knie in die Arschfetten!
Schärm! Schärm! Schärm!
Was für Lärm!
Das ist strukturelle Gewalt,
Sie sitzt im Hinterhalt!!!
Es lebe die Solidarität der Schielenden,
Der Nichtigen, Pickeligen, Verpesteten und Schwielenden!
Verfestigt die Äquivalenzketten!
Haut den Bossen eure Knie in die Arschfetten!
Murren! Murren! Murren!
Was für Surren!
Das sind Lesben,
Sie erschlagen Wespen!!!
Es lebe die Solidarität der Faulen,
Der Räudgien, Zerlöcherten, Bösen und Rauhen!
Verfestigt die Äquivalenzketten!
Haut den Bossen eure Knie in die Arschfetten!
Wutsch! Wutsch! Wutsch!
Was für Putsch!
Das sind Obdachlose,
Sie zerfetzten Glückslose!!!
(...) ... UND DER MULTIKULTURALISMUS
Der Multikulturalismus darf jedoch nicht mit zwei oder drei scherzhaften Worten abgetan werden, über ihn muss man genauer sprechen und es gilt ihn heckenschützenartig ins Visier zu nehmen. Daher untersuchen wir dieses Grimassen schneidende Phänomen aufmerksamer. Der Multikulturalismus ist die Ideologie des globalisierten Kapitalismus, und in dieser Ideologie werden reale Dominanz- und Machtverhältnisse durch die Inszenierung von einer gleichberechtigten pluralistischen Vielheit versteckt. Der Multikulturalismus macht uns weis, dass sich Schwarze und Weiße, Frau und Mann, Arbeiter und Besitzer, Arm und Reich, Kinder und Erwachsene, kurz, Ausgebeutete und Ausbeuter in der pluralistischen Zone der heutigen Kultur versöhnen. Nach der klassischen These des Multikulturalismus ist es eben der Unterschied - die Diversität -, der konstitutiv und produktiv für die Bildung einer unendlich Vielheit kultureller Aussagen ist, die eben das mit allen Regenbogenfarben gefüllte Feld »Multi-Kulti« erschafft. Ha-ha! ... Schaut genau: Dieses Feld spielt mit Identitäten, betrachtet, betastet, und durchwühlt sie, wie ein Sklavenbesitzer die Ware ab Sklavenmarkt. Doch nicht alle Identitätskonzepte haben den gleichen Status oder genießen die gleiche Anerkennung in der heutigen hegemonialen Kultur. Genau darum geht es, dass diese Dominanzkultur zwischen wertvollen und minderwertigen (und überhaupt wertlosen) Identitäten unterscheidet. Zum Beispiel haben die Identitäten von »altherkömmlichen« StaatsbürgerInnen und ImmigranInnen ein verschiedenes Gewicht, einen verschiedenen Wert. Identität ist immer ein kulturell und sozial konstruiertes Produkt, ein Effekt diskursiver Praktiken und nicht deren Ursache. Daher gilt es jedes Mal genau zu betrachten, in welcher spezifischen Situation Identitätskonstruktionen stattfinden, wer daran beteiligt ist, wer die Definitionsmacht hat und welchen Interessen die konstituierte Identität dient. Was den Multikulturalismus betrifft, so setzt sein Konzept kultureller Diversität fertig konstituierte Identitäten voraus, die apriori stabil sind. Doch es gibt keine gegebenen Identitäten, das ist eine Fiktion. Doch davon, dass jede Identität ein kontinuierlicher und komplizierter Verhandlungsprozess zwischen phantasmatischen Begehrensstrukturen und sozialen Ansprüchen an das Ich ist, gerade davon will der Multikulturalismus nichts wissen. Denn für den Multikulturalismus ist es nur wichtig den Anschein zu schaffen, dass jede Andersheit zur Ergänzung bestimmt ist.
Der Multikulturalismus ist ein Produkt des »post-ideologischen« neoliberalen Konsens, der lauthals verkündet, dass die historischen unreifen Kämpfe zwischen rechts und links obsolet geworden sind und dass Politik, das heißt der Konflikt um Macht, jetzt in Form einer beweglichen Kollaboration zwischen aufgeklärten Demokraten und postmodernen Liberalen stattfindet. Im Prozess der Aushandlung von Interessen wird eben ein Kompromiss eines mehr oder weniger universalen Konsenses erzielt. Dabei wird dem Publikum in den Kopf gehauen, dass der Klassenkampf und die sozialen Antagonismen für immer in der Vergangenheit geblieben sind und die fröhliche Stunde des posthistorischen Karnevals eingetreten ist. Ha! ... In diesem äußerst entpolitisierten Klima finden auch unter Regie der neoliberalen Elite die multikulturalistischen Requisiten-Identitätsschlachten statt. Unter welchem Banner? Im Prinzip unter ein und dem selben, jetzt bereits abgenützten: der Anerkennung marginaler Identitäten und die Toleranz gegenüber kulturellen Unterschieden. (Es gilt jedoch streng zwischen widerständigen Politiken einiger nationaler und religiöser Minderheiten sowie queerer Politiken Homosexueller, Lesben und AIDS-AktivitInnen und den offiziellen Toleranzinitiativen multikulturalistischer Kulturinstitutionen zu unterscheiden. Während die ersten von einer radikal-demokratischen Kampfform bestimmt sind, so zeugen die zweiten nur von einem: der Kulturalisierung sozialer und politischer Asymmetrien und Diskriminierungen.) Der Multikulturalismus will auf keinen Fall wahrhaben, dass Ungleichheiten - die er euphemistisch kulturelle Differenzen nennt - direkt in der kapitalistischen Ausbeutung gründen.
Die sogenannte hybride Koexistenz von diversen kulturellen Lebenswelten im Neoliberalismus zeugt von nichts anderem als der Homogenisierung der heutigen Welt. Doch das ist nicht eine Homogenisierung von Reichen und Armen, die sich scheinbar nicht homogenisieren lassen, sondern nur das Bestreben der Macht, sozio-politische Konflikte mit Hilfe von Kulturinitiativen auszulöschen. Und diese schändlichen Initiativen verstecken die empörende Tatsache, dass die Diskurse der Unterdrückten und Unterdrücker inkommensurabel sind ...
Hier fressen die einen Oliven,
Während Pfaue die anderen aufspießen.
Hier essen die einen Kokosnüsse,
Und die anderen bekommen Wespenküsse.
Die Kugel aus der Faust:
Ziel - Zur Oma saust!
Hier sind die einen durchaus niedlich,
Und die anderen nie friedlich.
Hier sind die einen parfümiert,
Und die anderen nie frisiert.
Die Kugel aus der Faust:
Ziel - zum Opa saust!
Hier sind die einen wie Idole,
Und die anderen ohne Sohle.
Hier werden die einen gelobt,
Während sich an den anderen die Polizei austobt.
Die Kugel aus der Faust:
Ziel - zur Mama saust!
Hier sitzen die einen in Prunk und Pracht,
Und die anderen fürchten sich bei Tag und Nacht.
Hier schlafen die einen in der Grube,
Und die anderen in der Stube.
Die Kugel aus der Faust:
Ziel - zum Papa saust!
Hier sind die einen weich gekocht,
Und die anderen eingelocht.
Hier sind die einen wie Brei,
Und die anderen wie Scheiße hoch drei.
Die Kugel aus der Faust:
Ziel - zum Kind saust!
(...) WARUM SAGEN WIR DIE GANZE ZEIT: KULTUR, KULTUR, KULTUR?
Wir könnten jedoch gefragt werden: Wieso wiederholt ihr ständig Kultur? Wieso teilt ihr ihr erstrangige Aufmerksamkeit zu und diskriminiert dadurch den Begriff des Politischen?
Tatsächlich zieht die heutige hegemoniale Konjunktur das Kulturelle dem Politischen vor und macht daraus sogar noch einen Schick. Wie wir schon erwähnten, praktiziert der Multikulturalismus eine Kulturalisierung politischer Differenzen und Kämpfe. Die List des Multikulturalismus besteht darin, dass er politische Gesten, die die existierende Ordnung in Frage stellen, in lokale kulturelle Anliegen transformiert und sie dadurch absurd macht. Die propagierte Toleranz gegenüber anderen Kulturen versteckt die ökonomische, rechtliche und soziale Ausschließung von MigrantInnen und anderen unterdrückten Gruppen. Das ist so!..
Doch unser Schlachtruf DEMOLISH SERIOUS CULTURE!!! ruft nicht zur Kulturalisierung von Politik, sondern zu einer radikalen Politisierung von Kultur auf.
Gramscis altes Konzept der kulturellen Hegemonie ist unter den heutigen »Kulturlinken« verbreitet, da es das Feld der Kultur als politisches Schlachtfeld versteht. Gramsci selbst meinte damit, dass oppositionelle (illegale, Untergrund-)Bewegungen, die an der offiziellen Politik keinen Anteil haben, im Bereich der Kultur und im Alltagsleben eine Basis zur Erringung politischen Macht schaffen müssen. Das ist kulturelle Hegemonie. Die heutige Verwendung von Gramscis Konzept dient allerdings oft nur einer weiteren Differenzierung ästhetischer Bedeutungen im kulturellen Feld. Radikale politische Ideen, die im intellektuell-artistischen Ghetto funktionieren, degenerieren zu passiven symbolischen Repräsentationen. Und schlussendlich verwandelt sich das in eine faule Kommunikation zwischen KünstlerInnen und KritikerInnen, KritikerInnen und KuratorInnen, KuratorInnen und SponsorInnen, ... Ha-ha-ha! DEMOLISH SERIOUS CULTURE!!! bedeutet die Ghettowände zu zerfetzten und der Idee der Okkupation des Kunstbegriffs eine Absage zu erteilen. Und im Gegensatz dazu bedeutet es, Verbündete außen zu suchen, unter den Unterdrückten, auf den feuchten Straßen, in den Kloaken des Weltmarktes.
In Wirklichkeit diskriminieren wir den Begriff des Politischen nicht. Ebenso wie verschiedene Varianten von Demokratie existieren, gibt es verschiedene Konzepte von Politik und dem Politischen. Offizielle Politik ist das, was wir in einer repräsentativen Demokratie in Form von Parlament und politischen Parteien haben. Doch wenn wir vom Politischen sprechen, meinen wir gerade die Zerstörung dieses ideologischen Raumes, das heißt der etablierten gesellschaftlichen Ordnung. Politik in unserem Verständnis bedeutet nicht partikulare Forderungen, die im Verlaufe des Aushandelns von Interessen zwischen Machthabenden und verschiedensten Subkulturen gelöst werden, sondern konfliktive Akte, die den Rahmen der offiziellen Politik selbst ändern. Solche Akte sind auf Sprengung, und nicht auf Normalisierung der gesellschaftlichen Ordnung abgezielt, wie sich es die offizielle Politik wünscht. Ja und überhaupt: Die offizielle Politik ist eine Ordnung der Polizei, und wir mögen die Polizei ganz und gar nicht. In die Hölle mit der Polizei!
Aus all dem ziehen wir den Schluss: DEMOLISH SERIOUS CULTURE!!! ist ungeheuer politisch ... Einfach irre. ... Im übrigen hält das Papier alles aus, und was konkrete Handlungen betrifft, so zieht es die Jugend scheinbar vor BASEMENT JAXX zu hören, und nicht unsere kätzischen Laute ...
... Doch wer ist die Jugend? Eine mit Ecstasy bearbeitete Diskothek?
Pler? Pler? Pler?
Eine Klitoris auf der Schulter!
Tätowierte Rose!
Steißbein in der Hose!
Wa-wa-wa!!!
Wa-a-a-a-a-a-a!
Nicht anscheißen vor Angst
Und in den Arsch kriechen!
Unsichtbarer Mann!
Blonde Pantherin!
Wa-wa-wa!!!
Wa-a-a-a-a-a-a!
Leg dich auf den Diwan!
Lies den Koran!
Ist das ein Siegel?
Es lebe der Igel!
Wa-wa-wa!!!
Wa-a-a-a-a-a-a!