Heft 2/2000 - Lektüre



HKS13 (Hg.):

Hoch die Kampf dem

20 Jahre Plakate autonomer Bewegungen

Hamburg, Berlin, Göttingen (Verlag Libertäre Assoziation, Verlag der Buchläden Schwarze Risse) 1999 , S. 80

Text: Matthias Dusini


Das Plakat ist lustig, weil es einen Jungen zeigt, der mit einer Schleuder spielt. Andere Plakate, auch 1987 entstanden, zeigen seilhüpfende Mädchen; sie rufen zur 1. Mai- Demonstration auf, andere laden zum Frauen- und Lesbentag ins Infocafé. Das war nach den Schüssen auf der Startbahn West in Frankfurt, als zwei Polizisten während einer Demo erschossen wurden. Ein unlustiger Moment für die militante Linke in Deutschland, die sich auf ihren Plakaten gerne in martialischer Montur zeigte und damit ständige Kampfbereitschaft suggerierte. Die anonymen PlakatgestalterInnen reagierten auf den Schock von Frankfurt. Das Bild frecher, selbstbewusster Kinder sollte der Bewegung ihre Unschuld wiedergeben, die sie im eigenen starren Freund-Feindschema verloren hatte. Offenbar hatte der Hass auf den Bullenstaat und die Gesellschaft der Knäste das Denken blockiert. Das dokumentieren die 3.000 Plakate auf der dem Buch beigelegten CD-ROM; aber sie dokumentiert auch die Fähigkeit, die eigene Theorie und Praxis zu hinterfragen. Neben Selbstkritik findet sich in den politischen Gebrauchsgrafiken auch Selbstironie. Ohne Spaß keine Guerilla. Die Texte des Redaktionskollektivs behandeln Themen wie Häuserkampf, Antiimperialismus oder Innere Sicherheit anhand der Ikonografie politischer Plakate. Ein Stück selbstverwalteter politischer Geschichte.