Heft 3/2001 - Lektüre
Benjamin Buchloh spielt in der Geschichte des Schreibens über Kunst im 20. Jahrhundert eine sehr eigene Rolle. Er ist nicht nur Historiker, Kritiker oder Theoretiker, sondern vermischt diese drei Tätigkeiten mit der Gleichgültigkeit des Philosophen gegenüber derartigen Unterscheidungen. Heute ist seine erkennbarste Rolle die einer kunsthistorischen moralischen Autorität (Zeugnis davon liefert der Katalog der Documenta X; in zwei sehr langen Interviews umreißt Buchloh das gesamte intellektuelle Konzept der Ausstellung) - eine Rolle, in der er, so ist zu vermuten, sich alles andere als wohlfühlt.
Als der Ökonom und Schriftsteller Lew Timofeyew vor kurzem über Alexander Solschenizyns Platz im postkommunistischen Russland sprach, vertrat er die Ansicht, "moralische Autoritäten seien heutzutage der Beweis für die Unfähigkeit einer Gesellschaft, ein anständiges Leben zu führen". Ein Zustand, den man heutzutage im Bereich der Kunstgeschichte angesichts der Abwesenheit jeglicher verbindender Pädagogik oder methodologischer Schule durchaus als weit verbreitet bezeichnen könnte. ...
... Den vollständigen Text finden Sie in der Print-Ausgabe 3/01 der springerin.
Übersetzt von Gaby Gehlen