Mit dem zunehmenden »Global-Werden« von Kunstproduktion und Ausstellungsgeschehen tauchen auch neue politisch-ästhetische Fragestellungen auf: Welche visuellen Formen, welche Bildformate, sind den immer komplexeren globalen Transfer- und Transformationsprozessen überhaupt angemessen? Dies war auch Ausgangspunkt eines springerin-Symposions, das im Dezember 2002 in Wien stattfand und dessen Beiträge zum Teil bzw. in modifizierter Form in der vorliegenden Ausgabe enthalten sind.
Der Frage nach einer den aktuellen Verhältnissen gewachsenen Bilder-Politik wird dabei von den breit gestreuten, hier vertretenen Positionen verschiedentlich beantwortet. Brian Holmes etwa untersucht den doppelbödigen Zusammenhang von Kunst und Politik im allgemeinen und stößt dabei auf taktische, durchaus auch »spielerische« wechselseitige Inanspruchnahmen. Für die senegalesische Künstlergruppe Huit Facettes geht es um ein direkt-interventionistisches Handeln in ökonomisch krass vernachlässigten Regionen, innerhalb dessen die visuelle Produktion nur einen Platz unter vielen hat. Der Mailänder Foto-Enzyklopäde Armin Linke schließlich arbeitet an einer Art monumentalen Bilderatlas zur Ikonografie der Gegenwart, aus dem hier ein kleiner Teil – Fotos einer Irakreise zusammen mit italienischen FriedensaktivistInnen – gezeigt wird.
Ergänzt wird dies durch Beiträge über Schauplätze und Brennpunkte der Gegenwart, an denen visuelle Regime auf politische Ausnahmezustände treffen. Ob im Westjordanland, in Argentinien oder – historisch etwas weiter ausholend – im gerade unabhängig gewordenen Algerien der frühen sechziger Jahre: An all diesen Orten zeigt sich, wie sich eine bestimmte Form des Bildermachens aktiv und reflektiert den in Transformation begriffenen Realitäten stellt.