Heft 2/2005 - Freund Feind
Die Kultur ist in Gefahr und droht im Zuge der neoliberalen Globalisierung ihre hart erkämpfte Autonomie zu verlieren. Pierre Bourdieu hat diese Warnung ausgesprochen, und um die Bedrohung abzuwenden, rät der Soziologe zunächst nicht zum Rückgriff auf den Gegensatz von Globalisierung und kulturellem Nationalismus. Stattdessen setzt Bourdieu auf die »Tradition des künstlerischen Internationalismus«1. Eine solche Tradition kann nur als eine gedacht sein, die ausgehend von der errungenen Autonomie in andere Felder hineinwirkt.
Das tun Praktiken im kulturellen Feld ohnehin, denn es handelt sich bei diesem unter anderem um den Ort, an dem politisch wirksame Zugehörigkeiten gestiftet und Identitäten konstruiert werden. Diese Konstitutionsfunktion ist ihm auch angesichts der gegenwärtigen Transformationen des Nationalstaates nicht abhanden gekommen. Ein wirksamer kultureller Internationalismus muss also auch diesen Veränderungen Rechnung tragen. Wird er als europäischer konzipiert, erweist er sich als äußerst anfällig für die Indienstnahme durch jegliches hegemoniale Projekt und ist insofern eigentlich schon keiner mehr. Auch Bourdieus warnende Worte implizieren ein Dilemma. Indem er die als »europäisch« verstandene Kultur einer tendenziell US-amerikanisch konnotierten Ökonomisierung entgegensetzt2, betreibt er Identitätspolitik für Europa. Denn dabei wird Europa notwendigerweise mit positiven Inhalten und Bedeutungen aufgeladen, die andere in den Hintergrund drängen. Auch Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, die sich dem Thema widmen, laufen stets Gefahr, die Politik der Europäischen Union zu bebildern, gerade weil »Europa« als ein vermeintlich beliebig füllbarer Begriff daherkommt.3 Und selbst jene anderen Bedeutungen von Europa – die koloniale Vergangenheit oder eine migrationspolitisch restriktive Gegenwart beispielsweise – sehen sich einer Kooptation durch die hegemoniale Politik der Europäischen Union ausgesetzt, werden sie im kulturellen Feld thematisiert.
Wie der Philosoph Étienne Balibar in seinem Buch »Sind wir Bürger Europas?«4 haben sich kürzlich auch Ausstellungen wie »Exciting Europe« in Leipzig5 oder »Das Neue Europa« in Wien6 dem Thema gewidmet und versucht, Europa kritisch anzugehen. Gemeinsam ist ihnen der Versuch, über die Auseinandersetzungen mit dem realen, gegenwärtigen, herrschenden Europa Perspektiven für ein anderes, besseres Europa zu eröffnen. Ebenso wie die Titelfrage von Balibars Buch, die bei den meisten, die strukturell zu seinen potenziellen LeserInnen gehören, ein spontanes und affirmatives Ja hervorrufen muss, bevor sie überhaupt hineingesehen haben, funktionieren auch die Titel der Ausstellungen – auch wenn sie vielleicht nicht ganz so trocken klingen wie Balibars Frage. Wer Europa aber »neu« und »exciting« findet, befindet sich in der eingangs geschilderten Lage Bourdieus – also bestenfalls in einem Dilemma. Die entscheidende Frage an jede Positionierung dieser Art wäre also, ob es gelingt, die künstlerische Tradition im Sinne kritischer Distanz zu hegemonialen Projekten und Politiken zu aktualisieren. Gelingt dies nicht, ist mit dem künstlerischen Internationalismus spätestens an den Grenzen Europas Schluss.
Balibar, wohl einer der renommiertesten Schüler Louis Althussers, nimmt die Grenzen Europas zum Anlass seiner Beschäftigung mit dem Thema. Ihm geht es um »historische und politische Grenzen im Sinne von Prüfsteinen für Bürgerschaft und Zivilität (borders) und im Sinne von Bruchlinien und Kräften, an denen die Demokratie aufhört oder neu auflebt (frontiers)«7. An Grenzen im Zusammenhang mit Europa zu denken, bedeutet für Balibar zum einen, den Blick auf die koloniale Einteilung der Welt bzw. ihre postkolonialen Folgen, zum anderen auf Ausgrenzungen im Inneren des heutigen Europa zu richten. Diese Blicke treffen sich unter anderem im zeitdiagnostischen Befund der »Rekolonialisierung«8, die Balibar in Anbetracht der Situation von MigrantInnen in der Europäischen Union ausmacht und die sich im Menschenbild wie im Alltag niederschlage. Ausgehend davon macht er sich Gedanken über Identität, und angesichts dessen kommt ein europäisches Wir für ihn nur als radikal demokratisches in Betracht. Sollte an einer europäischen Identität gearbeitet werden, dann nur mit dem Ziel der Überwindung innerer Spaltungen zwischen Einheimischen und zu fremd Erklärten einerseits und einer nicht näher definierten, neu begriffenen Rolle Europas in der Welt andererseits.
Pfeffer und Honig
Die Schau »Exciting Europe« setzt wie Balibar an den Grenzen an: Grenzen, an denen gestoppt, gefiltert und kontrolliert wird, sind zentrale Schauplätze von Migration. Aber auch Grenzziehungen und -verläufe haben sich verändert und sind nicht mehr unbedingt identisch mit den Rändern der Nationalstaaten.9 So sind die Außenkanten jener Staaten, die das Schengener Abkommen unterschrieben haben, immer noch schärfer abgegrenzt als die erweiterte Europäische Union. Um Aspekte von Migration in diese aus Schengen-Sicht als »sichere Drittländer« bezeichneten Gebiete geht es auch den in der Ausstellung vertretenen künstlerischen Positionen. Überzeugen können dabei vor allem jene Arbeiten, die bestimmten Aspekten dieses Status quo ihre ästhetische Aufmerksamkeit widmen. Vor allem um Trostlosigkeit geht es in der Videoprojektion »paprenjak_prison« (2004) der Gruppe Social Impact. Die Aussichtslosigkeit in Jezevo, einem so genannten Auffanglager für Flüchtlinge, wird in Form des Blicks auf die Autobahn von Zagreb nach Belgrad illustriert, an der das kroatische Lager liegt. Verkehrt die Straße dabei ihre Bedeutung von Mobilität in Stumpfsinn, rekurriert auch der Titel der Arbeit auf symbolische Markierungen: Paprenjak ist ein kroatischer Pfeffer-Honig-Kuchen, der als nationalistisches Symbol für die selbst zugeschriebene Bollwerkfunktion gegen islamische Invasoren aller Arten herhält und mit den Worten beworben wird: »They were after the honey, leaving us the pepper«.
Während Social Impact in ihren Projektionen auch die Zukunft der EU-Politik antizipieren, bezieht die Arbeit von Adrian Paci ihre Wirkmächtigkeit vor allem aus den Traditionen von bereits Eingewanderten. Statt herausgeputzt vor dem neuen Heim posieren MigrantInnenfamilien hier vor Kulissen ihrer früheren Umgebung. Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass die albanischen Einwanderer und Einwanderinnen nicht in Italien, sondern vor schwarz-weiß gemalten Tafeln mit dem Abbild ihrer Herkunft stehen. Vier großformatige Buntfotos thematisieren so auf witzige Weise nicht nur die Leerstellen auf beiden Seiten, sondern auch die Illusion des Authentischen hier wie dort. Scheinbar traditionalistisch geht es auch bei der Gruppe Skart zu, die von Handarbeitszirkeln Deckchen sticken ließ. Migrantinnen wurden dazu ermutigt, eigene Erfahrungen in »fadene« Worte zu fassen anstatt Küchensinnsprüche zu produzieren. »Dort, weit weg, fand jemand anderer seinen Weg« ist beispielsweise ein solch zeitgenössischer Inhalt, der mit der althergebrachten Form doch auf skurrile Weise kontrastiert.
Weitgehend ohne das chronologische Doppel damals/heute, das natürlich auch einen allein EuropamigrantInnen zugeschriebenen Konnex von Tradition und Moderne impliziert, arbeitet Martin Krenn. Den persönlichen Kontakt, den Paci zu den Abgebildeten hergestellt hat, weitet Krenn in seiner Arbeit noch aus. Die StadtbewohnerInnen mit migrantischem Hintergrund, die er in seiner groß angelegten Studie »City Views«10 porträtiert, haben selbst über die Auswahl der sie repräsentierenden Texte mit entschieden. Porträts sind Krenns Arbeiten auch nur insofern, als sie Situationen verdichten, in denen sich Befindlichkeiten herausschälen. Gruppiert um bestimmte Themenbereiche wie »Angeeignete Orte«, »Ausbildung«, »Arbeit«, »Migrationspolitik« macht Krenn Räume zugänglich, die den Alltag seiner GesprächspartnerInnen umgeben und von ihnen präsentiert, beschrieben und somit erschaffen wurden. Europäische Städtebilder sind dabei entstanden, die sich allein aus den Aussagen der im öffentlichen Raum sonst Unterrepräsentierten zusammensetzen. Die Kombination von Fotografie und Text knüpft darüber hinaus an die Tradition der Sozialreportage an, ohne dabei allerdings unhinterfragte Ansprüche an Wahrheit oder Moral mit zu tradieren. Um künstlerische Ambitionen muss es letztlich gerade auch dann gehen, wenn Grenzziehungen nicht mehr nur an Schlagbäumen vorgenommen und abgelesen werden, sondern längst auf ökonomischem, sozialem und kulturellem Terrain stattfinden.
All diese Arbeiten sind Positionierungen, die auf Leerstellen und Brüche, aber auch auf Ausgrenzung und Gewalt verweisen und damit letztlich den Ausstellungstitel ironisieren. Martin Krenns Studie weist unter anderem auch auf ein »anderes«, eben nicht repräsentiertes Europa hin. Ist es vielleicht das neue Europa?
Neue Bürgerschaft
Der Weg von der Zeitdiagnose zu politischen Vorschlägen ist paradox. So nennt Balibar die Grenze die »absolut undemokratische und ›willkürliche‹ Bedingung der demokratischen Institutionen«11. Grenzen teilen Menschen ein in StaatsbürgerInnen und andere. Sie produzieren so auch rechtlose Individuen, die gemäß den Prinzipien des Humanismus gar nicht vorkommen dürften.12 Das rechtlose Individuum, theoretischer Widerspruch in sich und massenhaft Realität zugleich, ist deshalb auch Ausgangspunkt für Balibars Überlegungen zu einer neuen Form von Bürgerschaft, die sich eben beginnend mit dem Kampf um das »Recht auf Rechte«13 formiert. Die Losung der brasilianischen Landlosenbewegung »Gerechtigkeit für die Rechtlosen«, das zapatistische Eintreten für »indigene Rechte und Kultur«, aber auch die Bleiberechtskampagnen von AsylbewerberInnen in Europa können als Beispiele für diese Kämpfe dienen. Angesichts der europäischen Asylpolitik und des im Vertrag von Maastricht festgelegten
Staatsbürgerschaftsrechts spricht Balibar gar von einer »europäischen Apartheid«14. Um ihr entgegenzuwirken, plädiert er für das Modell einer »Bürgerschaft ohne Gemeinschaft«15. Dieses ist überhaupt nur dadurch denkbar, dass Staatsbürgerschaft nicht als einseitiger Akt der Verleihung oder als Status betrachtet wird. Vielmehr sieht Balibar sie als dialektischen Prozess, der Konstituiertes und Konstituierendes umfasst, oder auch als »ein Ensemble von Praktiken«16. Bürgerschaft als die aktive Teilnahme aller am politischen Leben soll sich, so sein politisch-theoretischer Vorschlag, unabhängig von wertegemeinschaftlicher oder sonst wie gearteter Zugehörigkeit bilden.
Balibar macht insgesamt einen Spagat zwischen sozialen Verhältnissen und der Neudefinition von Begriffen. Eine Übung, an der sich auch Ausstellungen versuchen, die »Exciting Europe« oder »Das Neue Europa« heißen. Denn was ist aufregend an Europa und was neu? Dass es sich bei »Europa« ohnehin um eine je nach Anlass – gegen »US-Imperialismus«, »türkischen Islamismus« oder »balkanische Unordnung« beispielsweise – abgegrenzte Konstruktion handelt, davon gehen beide Projekte aus. Dass solche Konstrukte aber durchaus langlebige politische Inhalte und relativ stabile materielle Effekte mit sich bringen, das macht sie zum Problem: Denn Versuche einer Neubestimmung können immer auch scheitern und genau den Zusammenhang verschleiern, der ihr Anlass war. Künstlerische Strategien sind davor ebenso wenig gefeit wie die Interventionen Bourdieus und Balibars.
Jedenfalls sollten strukturelle Hindernisse wie die Ausschließungen und die Gewaltförmigkeit von Identitätsprozessen auf dem Weg von der Zeitdiagnose zur Politikberatung, vom gegenwärtigen zum zukünftigen Europa gerade nicht auf der Strecke bleiben. Schließlich war es Balibar, der als Kritiker der »Nation-Form«17 auf gewaltförmige ökonomische und ideologische Strukturierung abhob. Demnach wird auf dem kulturellen Feld die Einheit geschaffen, die das Soziale nach den Erfordernissen des Staates organisiert. Sie werden in das Gefühl der Zugehörigkeit gebettet. Was Balibar hier für den klassischen Nationalstaat formulierte, gilt in modifizierter Form auch für die Europäische Union: Das Individuum im Namen eines Kollektivs als »EuropäerIn« anzurufen, daran wird auch im Zuge der Europäisierung des Kapitals gearbeitet. Dass in diese Arbeit an der europäischen Identität alle möglichen kulturellen Institutionen eingespannt sind, droht allerdings selbst in Balibars Ausführungen zu Europa der Beachtung zu entgehen. Darin werden nun nicht mehr die Institutionen – oder, um mit Althusser zu sprechen, die ideologischen Staatsapparate – wie Schule und Familie als die Brutstätten struktureller Gewalt benannt. Stattdessen wird Gewalt ganz im Stile der Modernisierungstheorie nur in Ausbrüchen und Auswüchsen wahrgenommen. Sie entflammt, wenn die bis dahin angeblich haltbare Verbindung von Staat, Territorium und Bevölkerung platzt, was ja allgemein im Gefolge der Globalisierung als Krise des Nationalstaates konstatiert wird.
Europa als staatenübergreifendes, eine neue Staatlichkeit formierendes Herrschaftsprojekt gerät mit diesem Fokus leicht aus dem Blick. Dieser Blick ist aber wichtig, um nicht zuletzt auch die Autonomie des kulturellen Feldes gegen seine Unterordnung unter bzw. Eingliederung in das ökonomische Feld verteidigen zu können. Dagegen drohen selbst die hier als gelungen dargestellten Beispiele künstlerischer Strategien ihre Funktion einzubüßen. Und zwar indem sie für das gehalten werden oder das repräsentieren sollen, was sie thematisieren. Dieser Gedanke liegt nicht so fern, wie er vielleicht zunächst anmutet. Denn neben der erwähnten kritischen Positionierung repräsentieren Ausstellungen dieser Art auch eine bewusste Haltung gegenüber Migration und allen möglichen anderen Fragen der Globalisierung sowie eine junge, multikulturelle, aktivistische KünstlerInnengeneration, die als Personen wie auch in Positionen die begeisterte Rezeption nahe legen: Na also, hier ist es doch, das neue Europa, und aufregend ist es auch! Da diese Realität aber faktisch nur ein winziger Teil eines wiederum kleinen, weil elitären gesellschaftlichen Feldes ausmacht, muss auf der These beharrt werden, dass der Spagat zwischen sozialen Verhältnissen und der Neudefinition von Begriffen kontraproduktiv ist, wenn er nicht mehr als schwierige Vermittlung zwischen zwei unterschiedlichen Ebenen wahrgenommen wird. Wenn also angenommen wird, Europa sei wirklich »aufregend« oder »neu«, nur weil man es so nennt.
1 Pierre Bourdieu, Kultur in Gefahr,
in: ders., Gegenfeuer 2, Konstanz 2001, S. 82–99, hier S. 91.
2 Pierre Bourdieu, Die Durchsetzung des amerikanischen Modells und ihre Folgen,
in: ders., Gegenfeuer 2, Konstanz 2001, S. 27–33.
3 Und dafür müssen sie nicht einmal jeder Repräsentationsfrage gegenüber so immun konzipiert sein wie die Ausstellung »The New Ten«, die passend zur EU-Erweiterung jeder neuen Nationalfahne eine/n KünstlerIn zuordnete. »The New Ten. Zeitgenössische Kunst aus den 10 neuen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union« wurde als Kooperation zwischen der Stiftung für Kunst und Kultur e. V. Bonn, dem Künstlerhaus Wien, der Kunsthalle Mannheim und dem Museum voor Moderne Kunst Oostende 2004/2005 realisiert.
4 Étienne Balibar, Sind wir Bürger Europas? Politische Integration, soziale Ausgrenzung und die Zukunft des Nationalen, Hamburg 2003.
5 »Exciting Europe«, kuratiert von Margarethe Makovec und Anton Lederer, Galerie für zeitgenössische Kunst, Leipzig, 2. Juli bis 22. August 2004.
6 »Das Neue Europa. Kultur des Vermischens und Politik der Repräsentation«, kuratiert von Marius Babias und Dan Perjovschi, Generali Foundation, Wien,
20. Januar bis 24. April 2005; vgl. die Besprechung von Christian Egger, in: springerin 1/2005, S. 69.
7 Balibar, S. 9.
8 Balibar, S. 83.
9 In ihrer Typologie und Chronologie von Grenzen weisen Joachim Becker und Andrea Komlosy den Staatsgrenzen jedoch zu Recht eine besondere Rolle zu. Der Staat schuf sowohl die Vorbedingungen für die Verbreitung der Lohnarbeit und die Freisetzung
der ArbeiterInnen als auch eine durch rechtliche und kulturelle Normierung hervorgerufene Vereinheitlichung von Räumen. Durchstaatlichung und Durchkapitalisierung von Räumen und (Lebens-)Verhältnissen gingen Hand in Hand. Es muss meines Erachtens gerade im Zusammenhang des so genannten »europäischen Einigungsprozesses« auf diese andauernde Wirkung von Staatlichkeit insistiert werden, auch wenn sie sich heute anders geriert als im 19. Jahrhundert. Vgl. Joachim Becker/Andrea Komlosy, Grenzen und Räume – Formen und Wandel. Grenztypen von der Stadtmauer bis zum »Eisernen Vorhang«, in: dies. (Hg.), Grenzen weltweit. Zonen, Linien, Mauern im historischen Vergleich, Wien 2004, S. 21–54.
10 Vgl. das gleichnamige, 2005 in der Reihe »republicart« bei Turia+Kant, Wien erschienene Buch.
11 Balibar, S. 156.
12 Auch Giorgio Agamben hat dieses Paradox des Humanismus hervorgehoben und den Rechtlosen/die Rechtlose als Spiegelbild des Souveräns beschrieben; er/sie wird von der Politik als nichts anderes als das »nackte Leben« angesprochen und damit als solches geschaffen. Prototypen derer, die das nackte Leben verkörpern, sind auch für Agamben Flüchtlinge. Vgl. Giorgio Agamben, Homo sacer. Die souveräne Macht und das nackte Leben, Frankfurt am Main 2002.
13 Balibar, S. 172.
14 Balibar, S. 173.
15 Balibar, S. 124.
16 Balibar, S. 193.
17 Die Nation-Form ist laut Balibar diejenige Form, die sich im permanenten Kampf um die Kontrolle der Kapitalakkumulation als die adäquateste durchgesetzt hat. Die Nation-Form ordnete im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts die Existenz der Menschen aller Klassen (und Geschlechter) ihrem Status als Staatsbürger unter.
Im Zuge dieses Prozesses wurden und werden auch ausschließende Ethnizitäten geschaffen. Étienne Balibar, Die Nation-Form: Geschichte und Ideologie,
in: ders./Immanuel Wallerstein, Rasse, Klasse, Nation. Ambivalente Identitäten, Hamburg/Berlin 1990, S. 107–130.