Heft 4/2009 - Wende Wiederkehr
Christian Höller: Sie haben in Ihrem Buch „Cultural Turns“1 eine höchst eindrucksvolle und konzise Zusammenschau verschiedener »Wenden« vorgenommen, die sich in den letzten Dekaden im kulturwissenschaftlichen Feld ereignet haben. Das Spektrum reicht vom Interpretive Turn, demzufolge man Kultur erstmals als textartiges Gebilde auszulegen begonnen hat, bis hin zum Pictorial Turn, der selbst eine Art Schwelle hin zur heute weit verbreiteten Beschäftigung mit »visueller Kultur« darstellt. Worin sehen Sie den zwingenden Aspekt, diverse Neuausrichtungen oder Refokussierungen innerhalb des Kulturdiskurses mit dem Begriff »Turn« zu belegen? Immerhin scheint dieser eine enorme konzeptuelle Last – man denke an diverse andere »Wenden« in der neuzeitlichen Kultur oder an den Linguistic Turn – mit sich zu führen.
Doris Bachmann-Medick: Wenn man in der gegenwärtigen Wissenschaftslandschaft von Turns spricht, dann ist von konzeptueller Last eigentlich nicht viel zu spüren. Immerhin sind ja keine »Paradigmen« am Werk, keine verbindlichen, ja umstürzenden Forschungs»wenden«, bei denen ein neues Paradigma beansprucht, das vorhergehende abzulösen oder gar vollständig zu ersetzen. Kulturwissenschaftliche Turns sind da viel leichtfüßiger. Es sind Hinwendungen, Umwendungen, ja Bündelungen der Aufmerksamkeit auf bestimmte Forschungsschwerpunkte, systematische Fokussierungen, die sich – und das ist entscheidend – jeweils durch fast alle Disziplinen hindurchziehen.
Zwingend ist die Bezeichnung Turn sicher nicht. Aber sie hat Vorteile. Denn damit lässt sich das Feld der kultur- und geisteswissenschaftlichen Forschung anders und offener als bisher strukturieren, ja geradezu »kartieren«. Es ist ein »mapping« entlang von Konzepten, die einen ausdrücklich interdisziplinären und interkulturellen Horizont eröffnen. Dagegen sind bisherige Einteilungen nach Forschungsrichtungen oder Theorieschulen wie Strukturalismus, Poststrukturalismus, Dekonstruktivismus usw. längst nicht so offen für interdisziplinäre und interkulturelle Gelenk- und Anschlussstellen. Denn sie können das Korsett eines systematischen Denkgebäudes, das noch dazu im europäischen Wissenschaftssystem verankert ist, noch viel weniger leicht abstreifen. Turns hingegen neigen zu Grenzüberschreitungen, die einerseits Anschlüsse zu anderen Theorien ermöglichen – Sie sprachen von »Schwellen« zwischen den Theorien und Turns. Andererseits legen sie Übergänge zwischen verschiedenen Genres und Formen nahe – dies nicht nur innerhalb der Theorieproduktion, sondern auch in andere künstlerische Produktionsfelder hinein, in Bildende Kunst, Film, ja sogar Musik. Neuerdings wird die Aufmerksamkeit gar auf Raumprozesse in der Musik gerichtet, auch auf KünstlerInnen als Kartografen – letzteres schon Ende der 1990er Jahre im Bregenzer und Linzer Ausstellungsprojekt »Atlas Mapping«. Freigelegt werden damit überraschende kulturelle Verknüpfungen. Clifford Geertz hatte schon in den 1980er Jahren festgestellt, dass sich der »culture shift« in der sozialwissenschaftlichen Landschaft gerade über ein »blurring of genres« vollzieht. Waren solche Genremischungen damals noch Ausdruck einer neuen Denkweise in Analogien und Querbezügen (z.B. in der Gesellschaftsanalyse in Spiel- und Drama-Analogien), so müssen sie sich heutzutage viel stärker aus den gängigen Organisationsprinzipien der Forschung heraus legitimieren. Vermischungen und Übergänge kommen da besonders in den Blick angesichts der Eng- und Effizienzführungen des neoliberalen Universitätssystems, die ja unbedingt dazu herausfordern, Turns auszugliedern. Denn gebraucht werden hier zunächst eher antragsgerechte Schubladen, die gerade als solche dann zu Knotenpunkten werden sollen für noch effizientere »Übergänge« und »Vernetzungen«.
Dennoch: In solchen forschungsstrategischen Verflachungen erschöpfen sich die Turns gerade nicht. Eine ihrer Stärken liegt sicher darin, dass sie nach und nach die Vorherrschaft des Linguistic Turn, den ich als Megawende bezeichnen würde, aus den Angeln gehoben haben. Die weiteren Turns bringen nämlich eine Rückkehr des Verdrängten. Sie bedeuten eine Rückgewinnung von Dimensionen, die unter der Sprachfixierung des Linguistic Turn abhanden gekommen sind. Nur noch mal zur Erinnerung: Der Linguistic Turn hatte auf der Sprachvorgängigkeit jeglicher Erkenntnis und jeglichen Wirklichkeitsbezugs beharrt und damit den Konstruktivismus in den Kulturwissenschaften ausgelöst. Seine Produktivkraft liegt darin, Kultur, Realität, Geschlecht, Raum usw. seitdem als konstruiert und sprachlich verfasst, somit als veränderbar wahrzunehmen, eben gerade nicht als natürlich oder biologisch vorgegeben. Dahinter kann man nicht zurück. Doch die Überbetonungen, die Fixierungen, Verkürzungen und Verdrängungen sind es, die hier die weiteren Turns auf den Plan gerufen haben: um ausdrücklich andere, überlagerte Analysezugänge wieder ins Spiel zu bringen – Materialität, Erfahrungsbezüge, Bildlichkeit, Visualität, Körperlichkeit, Evidenz. In dieser Hinsicht sind die Turns also eher konzeptuelle »Ent-Lastungen«.
Höller: Seit dem Erscheinen Ihres Buches, in dem sieben solcher Turns rekapituliert werden, sind allerlei neue Wenden verkündet worden. So war in verschiedenen Zusammenhängen etwa von einem Affective Turn, einem Participatory Turn oder einem Biopolitical Turn die Rede. Man kann sich nur schwer des Eindrucks erwehren, dass im aktuellen Diskursgeschehen bisweilen recht kleine Interessensverlagerungen mit recht großen Schlagwörtern belegt werden. Wie schätzen Sie den taktischen Stellenwert ein, den die Verwendung des Begriffs Turn einnimmt, wo es allerorten von diversesten Wenden nur so zu wimmeln scheint? Anders gefragt: Was lässt sich gegen die inflationäre Inanspruchnahme des Begriffs unternehmen?
Bachmann-Medick: In der Tat ist das Aufblähen des Diskurses gegenwärtig unübersehbar. Der Innovationsdruck im Drittmittelgeschäft macht sich darin bemerkbar, dass Forschungsfelder erst einmal besetzt und wie Copyrightwaren mit wohlklingenden Labels versehen werden – oftmals vage Forschungsversprechen, die auf ihre empirische Bearbeitung, ja Verarbeitung erst noch warten. Mitunter scheint es sogar auszureichen, Forschungsreviere erst einmal abzustecken. In dieser Zeit übersteigerter Ausdifferenzierungen werden allenthalben Turns ausgerufen, um aus jeder noch so kleinen Parzelle des akademischen Feld neue »Königreiche« der Forschung herauszuschlagen. Soweit zur taktischen Seite von Turns – die allerdings erstaunlicherweise auf einem Irrtum beruht. Denn Turns lassen sich nicht einfach so »ausrufen«, schon gar nicht von Einzelnen. Sie bestätigen sich erst dadurch, dass sie quer durch alle Disziplinen zu einem gemeinsamen Forschungsfokus werden.
Entscheidender ist freilich, der Wendeflut mit einem klaren Abgrenzungskriterium zu begegnen. Kann man von einem Touristic Turn sprechen, nur weil plötzlich so viele Leute in den Urlaub fahren? Ein Turn muss mehr können. Es reicht nicht, dass er neue Themen- und Untersuchungsfelder entdeckt. Erst wenn diese Erkenntnisgegenstände zu Erkenntnismitteln, ja zu Analysekategorien werden, ist die Voraussetzung für einen Turn gegeben. Die Neu- oder Wiederentdeckung der Raumkategorie etwa hat nicht nur Räumlichkeit fokussiert in den Blick genommen, sondern von da aus einen völlig veränderten Raumbegriff als Analysekonzept entwickelt – weg vom Containerbegriff des Raums, hin zu Raum als Beziehungsbegriff, zu raumbezogenem Denken, zu »border thinking« und Grenzreflexionen, zur Aufwertung von Zwischenräumen. Jede Wende wäre also daraufhin zu prüfen, ob sie einen solchen Umschlag von der Entdeckung eines neuen Untersuchungsgegenstands hin zu einer neuen methodisch geschärften Analysekategorie markiert.
Gerade darin haben die Turns – bei all ihren taktischen Schattenseiten – ihr erhellendes inhaltlich-methodisches Potenzial: Sie sind unverzichtbare Forschungsimpulse, sofern sie sich allerdings nicht in Theorieverselbständigungen auflösen, sondern als interdisziplinäre Methodenanstöße rückwirken auf die disziplinäre Arbeit. Vorzuschlagen wäre also ein weiteres Gegenmittel zur inflationären Vervielfältigung: ein Umlenken der Theoriedrehungen auf konkrete Forschungsarbeit, ein Stop des Innovationskarussells. Dabei sind es doch eigentlich gar nicht unbedingt immer ganz neuartige Wenden, sondern durchaus gezielte Wiederentdeckungen längst ausgeübter Praktiken und Methoden. Durch eine neue Wende wird eine alte nicht etwa überflüssig. Im Gegenteil, die Gleichzeitigkeit und das Nebeneinander der Wenden gilt es fruchtbar zu machen. Nur eben nicht mehr primär als Innovationsvehikel, sondern – wie ich auch im Nachwort zur neu bearbeiteten 3. Auflage von »Cultural Turns« betont habe – als Triebkräfte für eine Neukonzeptualisierung der Kulturwissenschaften als Übersetzungswissenschaften. Turns lassen sich nämlich auch auf ein ganz anderes Potenzial hin befragen: Taugen sie als Übersetzungsscharniere zwischen Theorien, wissenschaftlicher und künstlerischer Arbeit und gesellschaftlicher Praxis? Ermöglichen sie Übersetzungen zwischen Theorien selbst? Welche Impulse geben sie, um einen Re-Turn in die Disziplinen oder in die gesellschaftlichen Kräftefelder auszulösen? Zu fragen wäre also, wieweit sich Turns in der konkreten Forschungspraxis bewähren, statt nur als freischwebende Theoriecluster »zwischen den Disziplinen« zu verharren.
Höller: In Bezug auf die von Ihnen höchst kompakt beschriebenen Wenden ließe sich fragen, inwiefern diese nicht unterschiedlichen Logiken folgen, vor allem auch, was ihre Situierung im größeren diskursiven Zusammenhang betrifft. Beim Performative Turn oder Literary Turn etwa hat man den Eindruck, es würden hier bislang unterbelichtete Bereiche gleichsam additiv oder ergänzend zum etablierten Forschungsstand hinzutreten (Kultur als Text zu beschreiben, ist möglicherweise nicht ausreichend, also nimmt man handlungs- und erfahrungsbezogene Aspekte mit auf, oder wie beim Literary Turn den Fokus auf die Literarizät des eigenen Schreibens). Beim Postcolonial Turn scheint dies gänzlich anders zu sein, da er dem Etablierten nicht nur etwas bislang Negiertes oder Unterdrücktes hinzufügt, sondern den ganzen konzeptuellen Apparat, auf dem die westliche Auseinandersetzung mit Kultur beruht, grundlegend in Frage stellt. Würden Sie dieser radikalen Divergenz zustimmen?
Bachmann-Medick: Ja, ich würde zustimmen, dass man hier differenzieren muss. Warum? Ich hatte ja schon gesagt, dass Turns mit einer Rückgewinnung des Verdrängten einhergehen und immer wieder neue konzeptuelle Blickwinkel einbringen. Es wäre aber fatal darauf zu vertrauen, dass aus dieser Vervielfältigung gleichsam zwangsläufig – wie Karl Schlögel es meint – das fast schon idyllische Gesamtbild einer »histoire totale« hervorgeht. Im Gegenteil: Diese Rückgewinnung verdrängter Dimensionen wird an deutliche Grenzen stoßen, solange sie das eigene (europäisch geprägte) Wissenschaftsinstrumentarium unreflektiert lässt und damit selbst wiederum etwas Entscheidendes verdrängt – die Begrenztheiten des eigenen Wissenschaftsapparats mitsamt seinen kulturspezifisch geprägten Analysebegriffen und unbewussten Voreinstellungen (wie etwa Fortschrittsdenken, Modernisierungsannahmen usw.). Hier haben die Postcolonial Studies grundlegender, ja erkenntniskritisch angesetzt – aber nicht nur diese, sondern auch die Gender Studies. Der ganze »konzeptuelle Apparat«, wie Sie sagen, wird hier zur Disposition gestellt. Die Perspektiven von Gender und Postkolonialismus ziehen dabei an einem Strang. Beide rücken nicht nur politisch brisante Themenfelder ins Licht. Darüber hinaus wirken sie als erkenntniskritische Analysekategorien, die traditionelle Grenzziehungen massiv infragestellen und im Ausgang von kolonialen sowie geschlechtsbezogenen und sexuellen Machtverhältnissen kulturspezifische Macht- und Hierarchiesysteme überhaupt aufdecken. Anders als andere Turns arbeiten sie an zwei Fronten: von der gesellschaftskritischen leiten sie eine erkenntniskritische ab, von den gesellschaftlichen Machtungleichheiten gehen sie zur Kritik der Ungleichheiten auf der Ebene von Erkenntnis und Wissen über. Dort brechen sie Essentialisierungen und binäre, dichotomische Denksysteme auf (Mann–Frau, Europa–Außereuropa, Kolonialisten–Kolonisierte). Gerade deshalb wirken sowohl die postkoloniale Analyseeinstellung als auch die Genderperspektive so anstößig, ja geradezu aufrüttelnd und verstörend auf die Kulturwissenschaften. Denn diese werden dazu gedrängt, sich nun auch innerhalb der eigenen Wissenschaftspraxis der Frage der Machtungleichheiten zu stellen.
Vielleicht haben solche grundlegenden Erschütterungen der eigenen Forschungspraxis, aber auch die notorische Gesellschaftsflucht der deutschsprachigen Kulturwissenschaften mit dazu geführt, dass die postkolonialen und gender Perspektiven üblicherweise gar nicht als Turn bezeichnet werden. In meinem Buch habe ich zwar von einem Postcolonial Turn gesprochen, nicht hingegen von einem Gender Turn – warum nicht, das habe ich ausführlicher im Kontext einer Debatte über Cultural Turns in einem der letzten Hefte von »L’Homme« begründet.2 Der entscheidende Punkt schien mir darin zu liegen, dass Gender (aber auch der postkoloniale Ansatz) noch jeglicher Theoriewende vorausgeht, indem die Erkenntnisordnung selbst, die kulturelle (europäische, eurozentrische) Ordnung des Wissenssystems als solche erschüttert wird. Sollte also die Genderkategorie gerade nicht zu einem Turn eingehegt werden, sondern vielmehr quer durch alle Turns hindurch die Kulturwissenschaften durchkreuzen? Und gilt dies nicht eigentlich auch für die postkoloniale Kritik? Dies wäre sicherlich ein weiterer interessanter Diskussionspunkt.
Höller: Ein wichtiger Aspekt Ihres Ansatzes ist die Betonung, dass die verschiedenen Turns weniger als Untersuchungsgegenstand denn vielmehr als Analysekategorien zu verstehen sind. Um noch einmal auf den postkolonialen Diskurs zu sprechen zu kommen: Hier könnte man sagen, relevant ist nicht nur, postkoloniale Erfahrungswelten als inhaltlichen Forschungsgegenstand auf die Agenda zu setzen, sondern aus ihm tatsächlich auch einen anderen Kultur- und Analysezugang abzuleiten. Dies trifft sich mit einer Diagnose, die man auf die Cultural Studies als ganzes anwenden könnte und die besagt, dass Cultural Studies ihre »cutting edge« tendenziell verloren haben, sobald sie selbst zu einer Art Thema, einem objekthaften Gegenstand – im Gegensatz zu einem methodischen Analysewerkzeug, mit dem sich unterschiedlichste Machtkonstellationen in den Blick nehmen lassen – gemacht wurden. Stimmen Sie dem zu?
Bachmann-Medick: Diese Gefahr des Rückfalls in geradezu vergegenständlichte Verfestigungen sehe ich auch. Daher hatte ich schon in meinem Buch die Neigung der Kulturwissenschaften kritisiert, sich – von der Geschichte des Parkhauses bis zur Geschichte der Sonnenbrille – in der Erfindung von inhaltlich immer neuen Themen und Untersuchungsfeldern zu gefallen. Aus dieser konzeptuellen Sackgasse können die Turns herausführen, indem sie die Forschungspraxis zur Entwicklung methodisch geschärfter Analysekategorien drängen. Dabei sind die deutschsprachigen Kulturwissenschaften jedoch in einer etwas anderen Lage als die Cultural Studies, von denen Sie eben sprachen. Die Cultural Studies waren und sind von vornherein weitaus politischer ausgerichtet, nicht zuletzt angesichts ihrer größeren Nähe zu den postkolonialen Herausforderungen. Dafür aber sind sie weniger grundlagenreflexiv als die Kulturwissenschaften, für die dann eher die Gefahr besteht, sich akademisch einzukapseln. Die Gefahr, dass sich die »cutting edges« abschleifen, besteht indes für beide Varianten der »study of culture«. Manche Vertreter der Postcolonial Studies sind schließlich mittlerweile zu Stars des westlichen Universitätsbetriebs aufgestiegen und haben dazu beigetragen, die postkoloniale Theorie in den westlichen Theoriekanon einzugemeinden. Gegen solches »Vermainstreamen« könnte helfen, stärkere Impulse aus Kunst und Literatur zu gewinnen, wo vielleicht noch deutlichere Spuren von den Initialzündungen postkolonialer Widerständigkeit anzutreffen sind: »writing-back«, »re-mapping« von Zentrum und Peripherie, Globalisierungskritik aus der Perspektive eines außereuropäischen »anschwellenden Gegenverkehrs« (Peter Sloterdijk) – und zwar gegen die einseitigen und ungleichen weltweiten Konsumströme, in die sich die Cultural Studies und vielleicht auch die Kulturwissenschaften mit ihren globalen Theorieströmen durchaus nahtlos einfädeln.
Vielleicht bewahrt auch eine kritische Transnationalisierungsperspektive vor der Gefahr, dass ehemals kritische Ansätze europäisch-amerikanischer Kulturanalyse entschärft werden. Schon die feministische Historikerin Joan Scott hat beklagt, dass Gender mit der Zeit zu einem nicht mehr anstößigen »Routinebegriff« verflacht worden ist. Auch die postkolonialen Schlüsselkonzepte wie Hybridität, Identität, Subalternität, »re-mapping«, kulturelle Differenz, sind mittlerweile kulturalisiert und konsumgängig geworden, zu Markenzeichen einer »global alterity industry« (Graham Huggan). Auch hier könnte es hilfreich sein, die Analysebegriffe aufzubrechen, indem man transnationale Epistemologien auf den Weg bringt, aber auch indem man sie selbst zu Übersetzungsbegriffen weiterprofiliert: um neue Bezüge zu eröffnen, Grenzüberschreitungen und transgressive Momente freizusetzen – kurz, um daran mitzuwirken, die konzeptuelle wie auch begriffliche Selbstgenügsamkeit der europäischen Wissens- und Wissenschaftsordnung zu überwinden.
Höller: Ein besonderes Augenmerk innerhalb der von Ihnen diskutierten Turns gilt dem Aspekt der Alterität und insbesondere »Praktiken des Fremdmachens«, wie sie in der neueren Ethnologie ihren Ausgang nehmen. Wenn Sie das Feld der kulturwissenschaftlichen Forschung (und vielleicht auch jenes von künstlerischen Praktiken, die sich in diesem Fahrwasser bewegen) der letzten zehn bis zwanzig Jahre überblicken – und ich denke hier vor allem an den deutschsprachigen Raum –, inwiefern glauben Sie dann, dass tatsächlich so etwas wie ein »Othering« des Kulturdiskurses stattgefunden hat? Hat sich so etwas wie ein konzeptueller Umsturz ereignet, oder ist nicht vielmehr die Konsolidierung einer Forschungsrichtung eingetreten, die sich nun brüsten kann, mit einem immer umfassenderen, ja universelleren Gestus aufzutreten?
Bachmann-Medick:Sie haben recht: Aus dem ethnologischen Blick auf Alterität und Praktiken des Fremdmachens sind wichtige methodische Anstöße für die Kulturwissenschaften insgesamt gewonnen worden. Sie haben dazu motiviert, ausdrücklich disziplinenübergreifende Konzepte herauszubilden, bevor diese neuerdings wiederum dem kritischen Blick durch die Ausgangsdisziplin ausgesetzt werden. So hat das übereuphorische Feiern von Alterität, Differenz und Othering in den Kulturwissenschaften und in der Kulturproduktion mittlerweile an Glanz verloren. Immerhin hat doch die Anthropologie – wie sie inzwischen selbstkritisch eingesteht – lange Zeit daran mitgewirkt, hierarchische Distanzen und Differenzen zu befestigen, ganz besonders unter dem Deckmantel des Kulturrelativismus. Mit der Praxis des Othering wurden außereuropäische Kulturen in ihrer Andersartigkeit wesenhaft festgeschrieben, also essentialisiert. Damit wurden sie aus der Zeitgenossenschaft mit europäischen Kulturen ebenso herausgehalten wie aus der jahrhundertelang von Europa dominierten Sphäre der Geschichte: sie wurden zu »Völkern ohne Geschichte« gemacht. Alterität ist eben – noch vor einer kritischen Verwendung dieses Begriffs – auch das Heraushalten des Anderen aus dem eigenen, europäisch dominierten System. Die Ethnologie hat dies erkannt und kritisch durchschaut. Erst nachdem auch die postkoloniale Literaturwissenschaft und Literatur- und Kunstproduktion selbst, aber auch die neuere Globalgeschichte diese Erkenntnis weitertrieben, konnten Ansätze auf den Weg gebracht werden für einen konzeptuellen »Umbruch« oder gar »Umsturz« in den Kulturwissenschaften, nach dem Sie ja fragten: Neue Vorstellungen von gemeinsamer Geschichte (oder vielmehr: gemeinsamen Geschichten), von »entangled histories« und Beziehungsgeschichten haben das System dichotomischer und schließlich auch hegemonialer Zuschreibungen (Europa versus Außereuropa, das Selbst versus das Andere) nachhaltig erschüttert – ein System, in dem die Vorstellungen von Alterität, Differenz und Othering noch allzuleicht befangen bleiben. Wenn heute dennoch von kulturellen Differenzen vielleicht stärker denn je die Rede ist, dann in einem ganz anderen Sinn: als Anerkennung von Unterschieden, die allerdings flüssig zu halten sind und als interaktiv aushandelbar gelten.
Ich würde also lieber eine andere, kritische Impuls-Achse für die kulturwissenschaftlichen Disziplinen starkmachen wollen: »defamiliarization by cross-cultural juxtaposition«, wie es die Kulturanthropologen George Marcus und Michael Fischer in ihrem Buch »Anthropology as Cultural Critique«3 schon Mitte der 1980er Jahren betont haben. Also Fremdmachen gerade nicht durch dichotomische Gegenüberstellung von Selbst und Anderem, sondern eher durch kulturenüberkreuzende Nebeneinanderstellung! Die Turns sind gerade hierfür geeignete Vehikel. Denn sie bilden keine hierarchische Abfolge von Neufokussierungen, sondern eher ein Spannungsfeld von eklektischen Theoriekonstellationen oder -konfigurationen, von dem der Anstoß ausgeht, überhaupt eher in Konstellationen und Gleichzeitigkeiten, in Vernetzbarkeiten und Zeitgenossenschaften zu denken. Das ist wahrscheinlich auch konzeptuell weiterführender als weiterhin dem Alterisierungsprinzip zu folgen, das ja ohnehin durch die zunehmende Auslöschung von Fremdheiten im Globalisierungsprozess fraglich geworden ist.
Aber Sie fragten ja nicht primär nach dem Othering im Kulturdiskurs, nach dessen Öffnung gegenüber dem Anderen, dem Erkennen des Fremden im Eigenen. Sondern Sie stellten die besonders knifflige Frage nach dem Othering des Kulturdiskurses selbst. Konzeptuelle Umbrüche sind gewiss auf dem Weg, allem voran durch die Kritik an Essentialisierungen und Dichotomisierungen. Doch auch noch so kritische Ansätze und Herausforderungen werden irgendwann, wenn sie sich durchsetzen, zwangsläufig zum Mainstream. So auch im Kulturdiskurs. Auch hier wird das Verfremden leicht zum »Stil« und verliert damit jeglichen provozierenden Stachel. Entscheidend scheint mir aber etwas anderes: Kritik und Fremdmachen usw. können sich auch als Mittel eines (europäischen) Herrschaftsgestus etablieren, der im Grunde doch nur das Fremde eingemeindet, indem er es repräsentiert und ihm »eine Stimme verleiht«. Fremdmachen scheint – jedenfalls in den deutschsprachigen Kulturwissenschaften – offensichtlich nur so lange hoffähig, wie es auf der Ebene der Repräsentation verbleibt. Selbstartikulation, Selbstermächtigung im Handeln – worauf die postkoloniale Theorie zielt – bleiben eher außen vor.
Wie aber lässt sich verhindern, dass der kritische Kulturdiskurs selbst seine produktive Anstößigkeit verliert? Indem man in den Übertreibungen und Übersteigerungen zum Kulturalismus die Grenzen dieses Diskurses erkennt. Neuerdings wird ja alles am liebsten unter kulturellen Vorzeichen erklärt, auch Politik. Dies lenkt ab von anderen, gesellschaftlichen, sozialen oder auch ökonomischen Erklärungs»orten«. Lutz Musner hat neulich zu Recht betont, dass es eigentlich an der Zeit sei, die alte Vorstellung von Kultur als ganzer Lebensform (»a whole way of life«) wieder verändert aufzugreifen. Das läuft für ihn gerade nicht auf eine totalisierende Vorstellung von Kultur hinaus, sondern auf eine Öffnung des verengten Kulturdiskurses hin zu einem Übergang in andere Diskurs- und Lebenssphären: in Gesellschaftsanalyse, in ökonomische und politische Problembereiche. Künstlerisch sind solche Übergänge und Übersetzungsleistungen bisher offensichtlich leichter zu bewerkstelligen. So schaue man sich etwa die ästhetische Auseinandersetzung mit Globalisierungsprozessen an, durch Installationen, Videokunst, Happenings, aber auch durch literarische Verarbeitungsformen etwa der Finanzkrise. Wie Alterität in hybriden Verflechtungs- und Machtbezügen gedacht werden kann, zeigt sich eindrucksvoll an Formen der künstlerischen Kulturproduktion. Als »Weltkunst« haben sie etwa auf der letzten Documenta Ästhetik und Globalisierungskritik an den Übergängen zu außerkünstlerischen Problemfeldern von Metropolen, Ungleichheit, Migration usw. zusammengeführt.
Die akademischen Kulturwissenschaften hingegen stolpern da oft noch über ihr eigenes Kulturverständnis, das sie – nicht zuletzt unter dem Einfluss des Linguistic Turn – über die Jahre hin konstruktivistisch verkürzt haben auf die rhetorische, symbolvermittelte Repräsentationsebene von Kultur. Damit sind sie immer weiter abgerückt von der kulturellen und eben auch sozial-politischen Handlungsebene. Vor allem im deutschsprachigen Bereich sind sie eben auch zu stark weggerückt von Fragen der Macht im Feld der Kultur.
Um die hier zusätzlich wirksamen Theorieverkrampfungen etwas zu lockern, wären die Kulturwissenschaften – und darauf arbeite ich schon seit einiger Zeit hin – als Übersetzungswissenschaften neu zu konzeptualisieren.4 Wo legen sie Übersetzungs- und Übersetzbarkeitsanschlüsse frei? Othering könnte dann eine ganz andere Bedeutung annehmen: sich dem diskursiv Anderen auszusetzen, wie z.B. Ökonomie, Politik, Gesellschaft, aber auch Naturwissenschaften, Hirnforschung, usw. Gerade über die Turns (und ihr Nebeneinander, ihre »cross-cultural juxtapositions«) wären hier Anschluss- und Übersetzungsstellen zu gewinnen. Man denke nur an die vielen Formen der Visualisierung in den verschiedensten Wissenschaften.
Kulturwissenschaften, verstanden als Übersetzungswissenschaften, lassen hellhörig werden, wenn irgendwelche universellen Ansprüche vom Kulturdiskurs selbst ausgehen. Sie erkennen, wie universalistische Vorstellungen (z.B. Menschenrechte) ebenso in der europäischen Wissenschaftstradition verortet und von ihr geprägt sind wie die von uns mit Allgemeinheitsanspruch verwendeten Analysebegriffe (Modernisierung, Gott, Gesellschaft, Individuum etc.). Daraus lassen sich Konsequenzen ziehen: hin zu einem »Provincializing Europe« – wie es der indisch-australisch-amerikanische Historiker Dipesh Chakrabarty nennt.
Höller: Sie zitieren Clifford Geertz, der in Bezug auf die US-amerikanische Situation einmal gesagt hat: »After the turns, there came the wars« (womit er auf die »Culture Wars« der 1980er Jahre, die »Science Wars« der 1990er etc. verwiesen hat). Im deutschsprachigen Kontext scheinen wir weit von solchen »Kriegen« entfernt zu sein. Zumindest im größeren, außeruniversitären Feld scheinen einfach nicht die »Einsätze« und Verbindlichkeiten zu existieren, mit denen die diversen Turns ihren Niederschlag in der angloamerikanischen Öffentlichkeit gefunden haben. Worauf führen Sie diese Unterschiedlichkeiten zurück? Und sehen Sie Möglichkeiten, Konsequenzen aus den diversen Cultural Turns stärker in die allgemeine Öffentlichkeit durchsickern zu lassen?
Bachmann-Medick: Die Unterschiedlichkeiten, die ich ebenfalls sehe, haben sicherlich mit den unterschiedlichen Graden an Politisierung in amerikanischen Cultural Studies gegenüber den weniger politisierten deutschsprachigen Kulturwissenschaften zu tun, mit einer unterschiedlichen Rückbindung der akademischen Reflexion an politische und soziale Öffentlichkeit, an ethnische Gruppen, an Bürgerrechtsbewegung, an Minoritätenprobleme, an soziale Ungleichheit. Es gibt aber auch abschreckende Beispiele, von denen man sich jedoch nicht lähmen lassen sollte. Ich denke etwa an den deprimierenden Befund, dass die kritische wissenschaftliche Orientalismusforschung à la Said offensichtlich keinerlei Gehör fand (sich aber auch unzulänglich geltend gemacht hat), als zum »War on Terror« aufgerufen und damit das Feindbild Islam verstärkt wurde. Vielmehr wäre nach Gelenkstellen zu suchen, an denen auch die elfenbeinturmartige Selbstbeschränkung der deutschsprachigen Kulturwissenschaften stärker und wirkungsvoller eindringen könnte in außerakademische Kulturdiskurse und umgekehrt – etwa in der Debatte um deutsche Leitkultur, in die sich die Wissenschaft zu wenig eingemischt hat, oder auch – wie im Forschungsschwerpunkt Migration des Zentrums für Kulturwissenschaften an der Uni Graz – in der Einbeziehung von NGOs, SozialarbeiterInnen, TherapeutInnen usw. in Migrations-Forschungsprojekte. Schließlich wären die vielfältigen Ansätze für ein Kulturverständnis, für das »Kultur« immer schon aus »Übersetzungen« besteht, aus hybriden Kulturenüberlagerungen und deren Aushandlungsspannungen und -spielräumen, unbedingt hineinzutragen in die politisch-sozialen Sphären. Denn dort ist immer noch in krass vereinfachender Manier vom »clash of civilizations« (Samuel Huntington) oder – im harmonistischen Gegensatz dazu – von gesellschaftlicher Integration und »Dialog der Kulturen« die Rede.
Ein möglicher »Übersprung« der wissenschaftlichen kulturanalytischen Diskurse in alltägliche Gesellschaftsbereiche wird vonseiten der Turns durchaus vorbereitet. So wird etwa mit dem Instrumentarium des Performative Turn das Verhalten von PolitikerInnen schärfer analysierbar: in seinen Inszenierungs- und Selbstdarstellungsaspekten. Und Fußball erscheint als fetischisierte Alltagskultur (Hartmut Böhme) oder gar als »deep play«, bei dem etwas auf dem Spiel steht, was stellvertretend für die im Alltagsleben nicht so leicht ausagierbaren Leidenschaften, Ängste, Trauer, Euphorie usw. ausgelebt werden kann. Oder eine massive politische Bildkritik kann die Perspektiven des Iconic Turn nutzen: um beispielsweise kritische Bildmanipulationen aufzudecken, mit denen der damalige US-Außenminister Powell anhand gefälschter Satellitenbilder den Ausbruch des Irak-Kriegs angefeuert hat. Die sensiblen Instrumente des Spatial Turn – um noch ein Beispiel zu nennen – wären außerdem fruchtbar für eine Analyse von Ego-Shooter-Computerspielen, in denen dem Spieler durch seine eigene räumlich-zentralperspektivische Spielerposition eine umfassende Handlungsmacht suggeriert wird (Stephan Günzel). Es gäbe noch viele weitere Felder für Hin-Wendungen der Turns zur Analyse von Alltagskultur, Popkultur, Webkultur, ja von Medienkultur – einem bis heute viel zu stark unterbelichteten Zweig der Kulturwissenschaften. Doch von einem verbindlicheren »Übersprung« der Kulturwissenschaften in andere gesellschaftliche Lebensbereiche und Kulturdebatten sind wir sicher immer noch allzu weit entfernt.
Höller: Eine letzte Frage: Unser methodisches Instrumentarium, mit dem wir Kultur seit geraumer Zeit zu denken versuchen, scheint stark von dem geprägt zu sein, was man als »verräumlichte Geschichtsmetaphern« bezeichnen könnte: Umkehr, Wende, Rückkehr, Wiederkehr (einzig vom »Tod« und »Ende« von dies und jenem, wie dies bis tief in die 1980er Jahre hinein Mode war, wird heute weniger geredet). Sehen Sie Möglichkeiten, diese metaphorischen Wegbeschreibungen irgendwann einmal hinter sich zu lassen, oder besteht für deren Überwindung ohnehin keine Notwendigkeit?
Bachmann-Medick: Jetzt möchte ich am Ende doch noch eine Lanze schlagen für eine reflektierte Verwendung von Metaphern in den Kulturwissenschaften. Metaphorisierung ist ja immerhin ein wichtiger Schritt bei der Ausbildung eines Turns. Metaphern lockern feste Sinnzusammenhänge, schaffen Bedeutungs- und Auslegungsspielräume durch ihre Mehrdeutigkeit. Da sich weder kulturelle Gebilde noch Kulturwissenschaften als in sich geschlossene Bedeutungszusammenhänge erweisen, sondern im Gegenteil: als Feld von Bedeutungsaushandlungen, als Feld von Kämpfen aber auch überhaupt Kultur als Feld von Differenzen, bilden sich immer neue Metaphern heraus. So wird gegenwärtig (auch dies eine Begleiterscheinung des Spatial Turn) eher mit Metaphern von Zirkulation, Transfer, Übersetzung, Vermittlung, Vernetzung (also eher synchronen Metaphern) gearbeitet, weniger aber mit Entwicklungsmetaphern, wie Weg, Entwicklung, Anfang, Ende, Fortschritt, wie sie eher historistischen oder evolutionistischen Welt- und Wissenschaftsvorstellungen entsprachen. Das Denken in Konstellationen, der Umgang mit Gleichzeitigkeit und Zeitgenossenschaft scheint in Globalisierungszeiten angemessener zu sein als das Denken auf Zeit- und Entwicklungsachsen.
Dennoch würde ich Ihnen Recht geben und die übermäßige Metaphernorientierung der Kulturwissenschaften beklagen. Allerdings sehe ich Metaphorisierung gerade nicht als methodisches Vehikel. Im Gegenteil: die Turns wären in ihrer Janusköpfigkeit von Konzepten und Methoden erst noch stärker auf ihr methodisches Vermögen hin auszuarbeiten. Wie kommt man von bloßen Konzepten (die leicht in theoretischer Unverbindlichkeit verbleiben) zu Methoden? Mit dieser entscheidenden Frage könnten die Turns wiederum Anschluss an die konkrete Arbeit in den Disziplinen oder an künstlerische Praktiken gewinnen – was mir entscheidend zu sein scheint. Denn die Kulturwissenschaften haben die Wirklichkeit lange genug interpretiert – es kommt nun darauf an, sich noch stärker als bisher in Wirklichkeitsbezüge hineinzuübersetzen, die nicht mehr nur auf kulturelle Wahrnehmung reduziert bleiben. Metaphern sind dafür nur ein Sprungbrett – es kommt darauf an, sie zu trennscharfen Analysekategorien auszuarbeiten, die auch neues Licht auf gesellschaftliche Praxiszusammenhänge werfen können.
1 Doris Bachmann-Medick, Cultural Turns. Neuorientierungen in den Kulturwissenschaften. 3., neu bearb. Aufl. Reinbek: Rowohlt 2009.
2 Vgl. Doris Bachmann-Medick, »Diebin in der Nacht« – Gender diesseits oder jenseits kulturwissenschaftlicher turns? Fragen und Antworten in einer kontroversen Debatte, in: L’Homme. Europäische Zeitschrift für Feministische Geschichtswissenschaft 19,1 (2008), S. 131–142 (= Replik zur Debatte über »Cultural Turns«, in: L’Homme 18,2 (2007), S. 123–138).
3 George E. Marcus und Michael M. J. Fischer, Anthropology as Cultural Critique. An Experimental Moment in the Human Sciences, Chicago: The University of Chicago Press 1986.
4 Vgl. Doris Bachmann-Medick, Introduction: The Translational Turn, in: dies. (Hg.), The Translational Turn. Special Issue »Translation Studies«, 2,1 (2009), S. 2–16.