Der Ausgangspunkt der Iterationsreihe different views ist ein Werk des portugiesischen Künstlers Pedro Cabrita Reis mit dem programmatischen Titel A view over the garden #1 (2015). Das im Internet zirkulierende Foto dieses Objekts verstehe ich als Knotenpunkt unterschiedlicher Formen der Aneignung, seien diese eher formaler Natur, konzeptuell gedacht oder frei assoziierend. Zentral dabei ist für mich die Frage nach dem Potenzial des Materials: Die digitale Abbildung von A view over the garden #1 besteht nicht nur aus Nullen und Einsen, sondern repräsentiert auch die unzähligen Möglichkeitsformen, die aus ihr – wie aus jeder anderen Arbeit auch – herausgeschält werden können.
In einem analytischen Spiel extrahiere ich für different views zuerst den Umriss der ursprünglichen Werkabbildung und führe die so entstehenden Flächen über den Umweg der Abstraktion zurück ins Bild. Als freie Interpretation setze ich der neuen Form das Foto eines japanischen Gartens entgegen – eine mögliche Inspirationsquelle Reis’, sein Ausgangspunkt, noch originaleres Original. Inwieweit die Farbigkeit des Werks in der zweidimensionalen Reproduktion mit jener der dreidimensionalen Arbeit übereinstimmt, ist für mich nicht eruierbar. Ich kann lediglich – in einer weiteren Iteration – eine Farbwertanalyse der digitalen Fotografie vornehmen. Den Abschluss bildet ein Blick auf den Himmel. Dieser schließt thematisch an den Gartenblick von A view over the garden #1 an und trägt sowohl die Farbgestaltung des Kunstwerks wie auch jene seiner digitalen Wiederaufnahme als Referenz in sich. (Michael Kargl)
Fotografien: pexels.com
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Michael Kargl, A ditto, ditto device. (display), 2017, Ausstellungsdisplay, basierend auf Pedro Cabrita Reis’ A view over the garden #1 (2015), für die gleichnamige Ausstellung im Angewandte Innovation Laboratory, 8. Dezember 2017 bis 17. Januar 2018, Foto: Michael Kargl