Heft 1/2022 - Free Speech


Kuba seit 2018

Künstler*innen im Kampf gegen Zensur und Repression – Bildbeitrag

Christa Benzer


Für das Plakat Monument to Decree 349 hat sich Hamlet Lavastida die propagandistische Bildsprache seiner Gegner*innen angeeignet und die Rote Bibel durch die Zahl „349“ ersetzt. Es ist dies die Nummer eines Dekrets, mit dem die kubanische Regierung 2018 die Rechte und Möglichkeiten zeitgenössischer Künstler*innen massiv eingeschränkt hat.
In der Ausstellung Obsession (ENTRE, Wien) versammelten Sloveig Font und Marilyn Volkman Arbeiten kubanischer Künstler*innen, die seit einer Demonstration vor dem kubanischen Kulturministerium am 27. November 2020 vehementen Repressionen ausgesetzt sind.
Luis Manuel Alcántara Otero verarbeitet in seinem Beitrag die Allgegenwart von Überwachungskameras, die ihn seither begleiten – vor seinem Haus wurde eigens für ihn eine installiert. Im Sommer 2021 wurden er und Hamlet Lavastida unter fadenscheinigen Vorwänden verhaftet, Katherine Bisquet und Camila Lobón haben daraufhin ein Leintuch von ihrem Balkon gehängt, auf dem sie „Freiheit für Hamlet und alle politischen Gefangenen“ forderten.
Dass der öffentliche Raum in Kuba streng kontrolliert wird, hat Camila Lobón zum Gegenstand einer Aktion gemacht. Sie bezog sich dabei auf eine gängige Praxis, nach der staatlich organisierte Gruppen von Bürger*innen jene, die mit der Regierung nicht einverstanden sind, öffentlich als Konterrevolutionäre beschimpfen oder sogar physisch angreifen. Lobón hat die an sie gerichteten bedrohlichen Sprüche auf Schilder geschrieben und in der Stadt platziert, um diese Form der Gewalt im sozialen Raum in Erinnerung zu rufen.
Andere Gruppen wie das Kollektiv Mujercitos sind vorrangig in den sozialen Medien aktiv, während Celia Irina González Álvarez und Nelson Jalil Sardiñas ihre Arbeiten, den Film Light of November und einen im Metallkäfig gebackenen Brotteig, ganz konkret den vielen, im Zuge des Dekrets 349 verhafteten Künstler*innen gewidmet haben.

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