Heft 3/2022 - De-Growth
1. Earthrise reloaded
Als die Tesla-Gigafactory in Brandenburg eröffnet, stellt sich Elon Musk der Presse. Der rbb etwa möchte wissen, wie er zur Gefährdung des Grundwassers in der Region stehe. Musk: „Diese Region hat so viel Wasser, schauen Sie sich um. Hier ist überall Wasser, sieht es für Sie aus wie eine Wüste?“ Später verlangte Musk vom Sender, die Frage herauszuschneiden, als würde er auch all jenen in Brandenburg eine Antwort geben wollen, die glauben, hier, in dieser von Kohlebergbau auf smarten Postextraktivismus umgemodelten Region, entstünde nicht „eine blühende Landschaft“, sondern „eine Wüste“.
Von der im kollektiven Bewusstsein herumgeisternden Wüste im brandenburgischen Hinterland zur Wüste am arabischen Golf: Die real existierende Wüste wird immer wieder in Werbungen für die in der Region wachsende Raumfahrtbegeisterung („Arabs to Mars!“) aufgerufen. Es sind imaginäre Bilder, beispielsweise von smart cities auf einem sandfarbenen Mars, die ein demonstrativ postfossiles und geradezu grünes Wachstum in die transplanetarische Vertikale suggerieren, das aber tatsächlich einen zunehmenden Verbrauch fossiler Energieträger in Kauf nimmt (Stichwort: energieintensives Raumfahrtprogramm) und die zerstörerische Logik des kapitalistischen Wachstums nicht nur unangetastet lässt, sondern noch erweitert. Symptomatisch dafür ist ein Motiv, das einen Call für das Rekrutierungs- und Ausbildungsprogramm Arab Space Pioneers illustriert: Im traditionellen Gewand der Region gekleidet, schwenkt ein auf dem Wüstenboden stehender Mann die Fahne der Vereinigten Arabischen Emirate; am Horizont: die Erde. Es ist eine Variation des Earthrise-Motivs von 1968. Der damalige Blick vom Mond richtet sich jetzt vom Mars auf die Erde. Die Botschaft: „Dort, auf dem Mars, ist es wie zu Hause.“ Deshalb braucht der Mann auch keinen gasdichten Schutzanzug, der im Vakuum des Weltraums die Vitalfunktionen – insbesondere die Atmung – seines Trägers sichert.
Diese Visualisierung einer vermeintlichen Utopie auf dem Mars macht Verdrängtes auf der Erde greifbar: Wenn es dort, auf dem Mars, wie zu Hause ist, dann vielleicht deshalb, weil wir hier, auf der Erde, bald tagein tagaus sowohl Atemschutz und Spezialanzug brauchen werden, um mit den Folgen der Umweltzerstörung klarzukommen? Freilich, die Vorstellung, dass wir angesichts zunehmender Unbewohnbarkeit der Erde anfangen, hier Raumanzüge tragen, ist absurd. Während die horrenden Kosten an den hohen Ressourcenverbrauch und die extreme Ungleichverteilung dieser Schutzoption erinnern (in den 1970er-Jahren kostete ein Raumanzug zwischen 15 und 22 Millionen, heute circa eine Milliarde US-Dollar), dürfte klar sein, dass Schutzkleidung dieser Art genauso wenig ein probates Mittel gegen Ökozid ist wie smart cities auf dem Mars. Die Herausforderung besteht vielmehr darin, kapitalistisches Wachstum als operatives Verfahren und Ideologie zu hinterfragen, anstatt immer hanebüchenere Lösungen vorzulegen, die es fortwährend befeuern.
2. Grenzen des Wachstums
So viel ist sicher: Die herrschende Klasse wird kapitalistisches Wachstum nicht infrage stellen. Zu sehr ist es Bestandteil ihrer Geschäfts- und Herrschaftsmodelle. Wie wichtig es zur Sicherung der Macht dieser Klasse ist, zeigt sich auch dann, wenn kein Wachstum verzeichnet werden kann. Dann läuft der Repressions- und Propagandaapparat auf Hochtouren und suggeriert negatives Wachstum. So kann selbst in Zeiten von Depression, De/Inflation und Krise im Allgemeinen irgendeine Form von Wachstum vermeldet werden. Selbst wenn es ein negatives ist, ist es allemal besser als die Infragestellung des Wachstums als solchem – von der Einführung von Alternativen wie Degrowth erst gar nicht zu sprechen. Die Herausforderung für den Klassenkampf besteht also darin, sowohl Wachstum als auch Macht infrage zu stellen. Das ist leichter gesagt als getan. Revolution? Gegenwärtig ist es der herrschenden Klasse vorbehalten, Machtfragen zu stellen.
Wer heute die Machtfrage von oben stellt, will nicht an den Machtverhältnissen an sich rütteln. Es geht vielmehr darum, die eigene Position zu stärken beziehungsweise in der Machthierarchie aufzuwerten. Entsprechend gilt, um ein Beispiel zu geben, die Ukraine-Invasion als Machtdemonstration, die dem Westen zeigen soll, dass Russlands (vom Westen nicht anerkannte) Rolle als Großmacht, welche nach Gutdünken ihre geopolitischen Einflusssphären gestalten kann, im Falle des Falles herbeigebombt wird. Dass diese Machtdemonstration gleichfalls auf innenpolitische Verhältnisse zurückzuführen ist, etwa die schwindende demokratische Legitimierung des Putin-Regimes, wird häufig übersehen. Doch gerade die innenpolitische Dimension liefert einen Aufschluss über die Machtverhältnisse und die Funktion der Machtfrage – nicht nur im Sinne davon, dass „außenpolitische Abenteuer“ von der wirtschaftlichen, sozialen und politischen „Krise daheim“ ablenken und zugleich (einvernehmlich bzw. gewaltsam) die Stabilität der Machtverhältnisse wiederherstellen helfen (qua Patriotismus bzw. Repression). Wichtiger noch als diese Binsenweisheit ist, dass das im Diskurs häufig Ausgeblendete nicht einfach die eigentliche Wahrheit ist, sondern als unterschlagener Aspekt zu begreifen ist, welcher die komplexe Gemengelage überhaupt erst zum Vorschein bringt: Das Außen- und Innenpolitische in Bezug setzend, etwa indem Rosa Luxemburgs Imperialismus-Thesen adaptiert und weitergedacht werden, erscheint die Machtdemonstration als ein Kampf, der aus einer Krise geboren worden ist, aber diese Krise nicht überwinden, sondern nur verschärfen kann. Wie sollte (dauerhaftes) Wachstum möglich sein, wenn die Kapitaleliten die Rohstoffe des Landes systematisch verscherbeln, ohne in die industrielle und soziale Infrastruktur zu investieren und somit eine ausbaubare Basis für ihren fossilen Kapitalismus zu schaffen?
Das Dilemma der Staatsoligarchie verweist nicht zuletzt auf die unauflösbaren Widersprüche des ökonomisch-ökologischen Komplexes. Dieser Komplex ist als ein Teufelskreis beschreibbar, der Pandemien, Extremwetterereignisse, die schleichende Gewalt der Klimakatastrophe und eben auch Kriege hervorbringt – als ökonomisch-ökologische Abwärtsspirale, die kapitalistische Gesellschaften an die Grenzen des Wachstums geführt hat. Anders gesagt: Das auf Wachstum ausgerichtete Wirtschaften hat der Umwelt irreparable Schäden zugefügt, somit also auch ökonomische Grundlagen zerstört – von den Lebensgrundlagen erst gar nicht zu sprechen. Just in dieser heiklen Phase, in der die energieintensiven Kreisläufe des Kapitalismus (insbesondere Produktion und Reproduktion) instabiler und krisenanfälliger sind denn je, werden Rohstoffe als geopolitische und geoökonomische Waffen massenhaft in Stellung gebracht – in einem Krieg, der nicht nur ein Krieg zwischen Russland und der Ukraine ist, sondern als interimperialer Stellvertreterkrieg zwischen Russland und dem Westen auch zu einem small world war. gewachsen ist, der nicht zuletzt als Wirtschaftskrieg geführt wird. Hier mögen auf den ersten Blick fossile Brennstoffunternehmen und (vor allem westliche) Waffenhersteller als die Gewinner*innen erscheinen. Doch die Frage drängt sich auf, ob dieser Krieg nicht auch deshalb einen Wendepunkt markiert, weil das durch diese Player forcierte Wachstum nur zum Preis der Apokalypse zu haben ist – ob jene nun durch die Verschärfung der gegenseitigen Befeuerung von Klima- und Kapitalkollaps verursacht wird oder durch einen im Zuge dessen provozierten Atomkrieg.
3. Kampf um weiße Vorherrschaft
Wenn die Machtfrage von oben immer auch eine Frage darüber war, wer machen darf, was er will, um wachsen zu können, und, vielleicht noch wichtiger, wer dies ungestraft machen darf, so scheint exakt dieses Privileg der herrschenden Klasse bei diesem Krieg als Produkt des ökonomisch-ökologischen Teufelskreises auf dem Spiel zu stehen. Das Markenzeichen der Macht – „Schuld ohne Sühne“ (Andrey Zvyagintsev) – deklarativ aufrufend, erteilte Wladimir Putin den Befehl zur Invasion während einer emergency special session der UN, die anlässlich der eskalierenden Lage einberufen worden war. Dies sollte zeigen: Russland erhebt den Anspruch, mit diesem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg straffrei davonzukommen – wie auch zuvor die drei westlichen Vetomächte im UN-Sicherheitsrat USA, Großbritannien und Frankreich bei ihren Völkerrechtsverletzungen.
Hier ist die Machtdemonstration auch als eine Demonstration der Zugehörigkeit lesbar: „Ja, wir gehören in die Liga der Großmächte.“ Mehr noch: „Wir gehören zum weißen Norden und stellen sogar auch die eigentliche, weil reinere Version der weißen Vorherrschaft dar.“ So ist der Krieg nicht zuletzt als Ausdifferenzierung der weißen Vorherrschaft begreifbar, genauer gesagt als Ausdifferenzierung innerhalb des weißen Suprematismus der kapitalistischen Welt. Auch deshalb darf der Krieg nicht Russland und der Ukraine überlassen werden, auch deshalb muss der Westen mitmischen. Auch deshalb muss die Spaltung der Ukraine, die, wie Yuliya Yurchenko in ihrem Buch Ukraine and the Empire of Capital (2017) zeigt, von konkurrierenden Lagern der Kapitaleliten als Dichotomie zwischen proeuropäisch und prorussisch konstruiert und erstmals im größeren Umfang im 2013/14er-Maidan instrumentalisiert worden ist, als Meme in der Rede der EU-Ratspräsidentin Ursula von der Leyen am 17. Juni reproduziert werden und in einer buchstäblich perversen Objektifizierung „der Ukrainer“ münden. Von der Leyen: „Ukrainians are ready to die for the European perspective. We want them to live with us the European dream.“ Wenn die Menschen in der Ukraine seit Kriegsbeginn laut Westpropaganda das gute Objekt der Geschichte sind und somit eine Projektionsfläche für unsere Wünsche und sogenannten Werte bieten; wenn sie zusammen mit uns auf der richtigen Seite sind und wir deshalb auch gar nicht anders können als ihnen beizustehen, dann kann von der Leyen sie auch als glaubwürdige Opfer für unsere Idee von weißer Vorherrschaft erscheinen lassen – ob nun an der Front des Kriegs oder des Niedriglohnsektors, wo sie für uns fleißig und ohne aufzumucken im niedrigsten Segment schuften. Wohlgemerkt als Weiße, die so werden wollen wie wir.
Zur Sache passt, dass die kriegerische Ausdifferenzierung innerhalb des weißen Suprematismus der kapitalistischen Welt auf Kosten des Globalen Südens geht, der bekanntlich nicht einfach nur eine geografische Region ist, sondern vielmehr ein politisch-ökonomischer Zustand, der überall dort auftreten kann, wo rassifizierte Ausbeutung, Verarmung, Ausgrenzung, Unterwerfung und dergleichen an der Tagesordnung stehen, also auch in Baltimore und Berlin oder in Melilla und Przemysl. Dunkelhäutige Menschen, die rassifizierte Gewalt hier trifft, werden in etwa genauso systematisch vergessen gemacht, wie jene, die – mehrheitlich – dort von dieser Katastrophe getroffen werden, insbesondere in Afrika.
Der Kampf um die weiße Vorherrschaft ist somit auch ein zynischer Kampf um den Zugang zum schrumpfenden Lebensraum auf dem Planeten. Und ein Kampf darum, wer diesen Zugang regulieren darf. Dieses fatalistische Arche-Noah-Szenario war vor Ausbruch des Kriegs nicht alternativlos. Wie Bernie Sanders noch am 10. Februar im US-Senat vorausschauend mahnte: Verhindert der Westen diesen Krieg nicht mit allen diplomatischen Mitteln, etwa durch einen Deal mit dem Putin-Regime, werden alle Bemühungen der internationalen Zusammenarbeit, insbesondere im Kontext der Klimakatastrophe, über den Haufen geworfen. Doch im ökonomisch-ökologischen Teufelskreis folgt, was zu einer Abwärtsspirale am besten passt: Eskalation und Polarisierung. Und dann heißt es „Russland nimmt die ganze Welt als Geisel“ (Annalena Baerbock). Offensichtlich soll diese selbstgerechte Rede sowohl von der Mitverantwortung des Westens ablenken als auch davon, dass die Figuren des Geiselnehmers und des Erretters im fatalistischen Arche-Noah-Szenario tendenziell ununterscheidbar geworden sind – in etwa so ununterscheidbar wie gute und böse Imperien, die nun einmal unbestreitbar gemeinsam haben, dass sie mit ihrer durch kapitalistisches Wachstums- und Dominanzstreben entfesselten Gewalt die Grundlagen für irdisches Zusammenleben zerstören.
4. Infantilisierung
Am 12. April wurde das Arche-Noah-Szenario auf denkwürdige Weise symbolisch aufgeladen. Am Tag der Raumfahrt besuchen Wladimir Putin und Alexander Lukashenko einen Weltraumbahnhof im äußersten Osten des Landes, in der Stadt Blagoweschtschensk nahe der Grenze zu China. Der im Aufbau begriffene Kosmodrom Wostotschny, rund 6.000 Kilometer von Moskau entfernt, ist schon teils in Betrieb, etwa als Startpunkt für Sojus-Raketen. Damit auch Raumschiffe neueren Typus wie die Angara dort abheben können, werden noch weitere Startrampen gebaut. Wie bei den meisten Megaprojekten läuft nicht alles nach Plan, umso wichtiger, die hier federführende Raumfahrtbehörde Roskosmos als emsige, unermüdliche Kraft in Szene zu setzen, die während eines ebenfalls nicht gerade nach Plan verlaufenden Kriegs unbeirrt agiert.
Spätestens seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist die Raumfahrt zur globalen Bühne für die großen Egos des Kapitalismus avanciert. Die Ukraine-Invasion hat auch diese Tendenz verschärft: Während die ISS als Symbolprojekt für Kooperation seitdem wie ein Relikt wirkt, versuchen Staatskapitalisten und ihre Pendants in der kapitalistischen Staatenwelt sowie in den Reihen der Silicon-Valley-Milliardäre, ganz unverhohlen ihre eigene koloniale Agenda im rechtlich als Commons definierten Weltraum durchzusetzen. Gemeinsam ist all ihnen nicht zuletzt, dass das jeweilige Raumfahrtprogramm für einen zugleich nostalgisch-verklärten und zynisch-aggressiven Habitus steht: „Ja, ich weiß, dass ich auf der Erde unter den Lebenden zu den größten Mitverursachern von Krisen wie der Klimakatastrophe gehöre. Doch ich kann, wann immer es mir hier zu ungemütlich wird, mich aus dem Staub machen – ins All. Also träume ich von den unberührten Weiten des Weltraums, wo wir uns schon ganz bald ausbreiten werden.“ Hier paart sich der kapitalistische Wachstums- und Expansionsdrang mit Infantilismus: „Ja, es steht schlecht um die Welt, aber ich will mir nicht die Laune verderben lassen. Zumindest nicht, so lange ich lebe. Ich will einfach nur weiterspielen.“
Steven Spielbergs Kino, das immer wieder mit der Peter-Pan-Figur arbeitet, zeigt, wie der Traum vom Fliegen sinnbildlich dafür steht, sich unliebsamer Verantwortung zu entledigen, um im Kapitalismus besser zu funktionieren. In seiner wohl bekanntesten Peter-Pan-Geschichte Hook (1991) offeriert Spielberg den Mythos eines Helden, der sich als Unternehmerindividuum optimieren kann, sprich: listenreicher, disruptiver und leistungsfähiger werden kann, wenn er das Kind in sich wiederentdeckt. Spielbergs arbeitssüchtiger Manager, der als corporate lawyer Karriere macht, hat in Elon Musk (SpaceX) und Jeff Bezos (Blue Origin) seine naheliegende, da eng mit dem Traum vom Fliegen verbundene, Entsprechung: Jungs, die mit ihrem Spielzeug allein gelassen werden wollen, um mit im Spiel wie nebenbei entstehenden Erfindungen die Welt zu verändern. Ob die Welt dadurch besser wird oder gar das Gegenteil der Fall ist, stellt sich nicht, solange Profite und Wachstum in Aussicht stehen.
Ihr Infantilismus ist Selbstschutz: die Flucht vor den Konsequenzen des eigenen Tuns. Und gesellschaftliche Richtschnur zugleich: Damit der Kapitalismus ungestört weiterlaufen kann, sollen alle wie Kinder sein. Politische und demokratische Teilhabe? „Diese Bürde sollen Kinder nicht auf sich nehmen müssen.“ „Das Leben wird von Autoritäten gemanagt.“ Natürlich sind diese Autoritäten „im Herzen auch nur Kinder“. So kann der Infantilismus der herrschenden Klasse als komplementäres Gegenstück zu der systematischen Infantilisierung der beherrschten Klassen fungieren und sowohl neoliberale als auch illiberale Tendenzen in ein ideales Spannungsverhältnis bringen. Dabei wird das emanzipatorische, nicht zuletzt durch die Kritik der Aufklärung freigelegte Potenzial des Kindsein-Bewahrens gemäß chauvinistischer Aufklärungsideologie recodiert und „demokratisiert“: Was für den defizitär und daher stets erziehungsbedürftig konstruierten Anderen vorgesehen war, avanciert zum Bindemittel der managed democracy bzw. Postdemokratie. Das wäre die Rationalität des autoritären Kapitalismus, der sich spätestens seit der Finanzkrise 2007/08 Bahn bricht und der, trotz sich stetig verschlechternder Produktions- und Reproduktionsbedingungen, das Maximum aus den Leuten herauszuholen verspricht.
Wer die Machtfrage von unten trotz all dem noch stellen kann, müsste sie nicht nur mit dem gewohnten Blick auf die Produktionsmittel zuspitzen, sondern auch auf die Spielzeuge der herrschenden Klasse, die unsere Vorstellungskraft stimulieren – und präemptiv begrenzen. Ansonsten gibt es weiterhin nur Regression statt Revolution; negative growth oder green growth statt degrowth; den Zwang zum Exit am laufenden Band, aber keinen Ausstieg aus dem Kapitalismus; Abwärts- und Eskalationsspiralen, aber keinen Plan B.
Magdalena Taube und Krystian Woznicki organisieren im Herbst die Konferenz After Extractivism. Mehr Info unter: https://after-extractivism.berlinergazette.de
Literatur:
Mikhail Krichman et al., The Making of Andrey Zvyagintsev’s Film Elena. Cygnnet 2014.
Friederike Pank, Der Nachhall des Extraktivismus: Der lange Epilog der Kohlegeschichte in Ostdeutschland, in: Berliner Gazette, 16. Mai 2022.
Anastasia Tikhomirova, Russlands imperiale Eroberungen, in: Analyse & Kritik, 14. Dezember 2021.
Yuliya Yurchenko, Ukraine and the Empire of Capital. Pluto Books 2017.