Heft 1/2019 - Post-Jugoslawien


Emil (B5044)

Eine historische Tier-Docufiction Bildbeitrag

Andrea Palašti


Emil (B5044) bzw. die Vorgängerarbeit A Walk Through The Zoo sind Teile eines laufenden Forschungsprojekts, das mit Unterstützung bzw. in Zusammenarbeit mit dem Zoo Schönbrunn, dem Naturhistorischen Museum, der zoologischen Sammlung des Instituts für Theoretische Biologie der Universität Wien sowie KulturKontakt und dem Q21 (Museumsquartier Wien) zustande kam.
Emil, der Orang-Utan, war einst das Haustier eines serbischen Beamten in Marburg, der ihn, als er dienstversetzt wurde, an den Zoo in Schönbrunn verkaufte. Zwischen 1927 und 1938 war Emil als „Medienstar“ die Hauptattraktion des Zoos – bis er so fett und depressiv wurde, dass er jeden Außenkontakt verweigerte (vgl. Kleine Volks-Zeitung, 26. Januar 1938).
Orang-Utans zeichnen sich durch ihre Intelligenz, ihre langen Arme und ihr rötlich braunes Fell aus. Sie leben in Indonesien und Malaysia und sind von allen Menschenaffen am meisten einzelgängerisch. Der Name Orang-Utan kommt aus dem Malaiischen und Indonesischen und bedeutet „Waldmensch“ (Orang – Mensch, Hutan – Wald). Wie alle Menschenaffen werden auch Orang-Utans oft Opfer von Schmugglern, die sie als Haustiere, Filmdarsteller, Werbeträger, Zooattraktionen und, postmortal, ausgestopft an Museen verkaufen. Mit meiner Recherche, wie Emil lebte und wie er nach seinem Tod durch diverse Kultur- und Wissenschaftsinstitute tourte, sollen nicht nur institutionskritische Fragen über den Zoo, sondern auch Fragen zum Kolonialismus und den ideologischen Motiven, warum man tote Tiere in Museen ausstellt, aufgeworfen werden.
Das Ergebnis in Form einer Foto- und/oder Videoinstallation ist an Desmond Morris’ berühmtes Buch Der Menschen Zoo (1969) angelehnt, demzufolge das unnatürliche Verhalten von Zootieren uns lehrt, unseren eigenen Stress als Mitglieder der Konsumgesellschaft besser zu verstehen bzw. zu heilen.

Andrea Palašti, geboren 1984, lebt in Novi Sad, wo sie seit Kurzem eine Professur für Neue Medien an der örtlichen Kunstakademie innehat.

 

Übersetzt von Thomas Raab