Mit „Entities“ bezeichnet der rumänische Maler Horia Bernea (1938–2000) einen Werkzyklus, der für ihn, vermutlich um Worte wie „Ding“, „Objekt“, „Bild“ oder „Repräsentation“ zu vermeiden, eine „postepistemische Ikonografie“ darstellte. Die Arbeiten sind sowohl Konzepte als auch deren Materialisierung und Visualisierung. Bereits im Jahr 1970 begann Bernea mit seinen Untersuchungen, die Konzeptkunst mit Ideen aus der Quantenphysik und Spekulationen über die Spiritualität von Kunst verbinden sollten. In seinem Text „Eine Art Unordnung“, der in Auszügen 1970 in der Zeitschrift Arta erschien und in der erweiterten Ausgabe des Katalogs der Ausstellung New Problems of the Image 1974 wiederveröffentlicht wurde, lieferte der Künstler eine diskursive Formulierung dieser Idee. Der Zyklus selbst wurde in diversen Zusammenstellungen vorwiegend außerhalb Rumäniens gezeigt. Eine der wichtigsten Stationen war die Paris Biennale 1971, für die Bernea die große Wandinstallation Essay on Space/Iconography after Knowledge schuf.
Für Bernea waren Kunstwerk, soll heißen seine „Entities“, Spuren: „Restformen, die nur die Vorstellung der Existenz eines Phänomens gestatten, dieses aber nicht darstellen“. Das Kunstwerk kann höchstens das Mysterium der Welt nachahmen bzw. ein Nachhall davon sein, dass wir diese nicht erkennen können. Die von ihm geschaffenen Formen mit Namen wie Brarb, Mucarfa, Stroaeuge oder Verg vermögen indes kraft ihrer Hermetik und scheinbaren Entfremdung als Chiffren des Unbekannten – und des Unerkennbaren – zu dienen, jener Prinzipien also, auf denen die Welt und das Universum schlechthin aufgebaut ist.
Die „Entities“ haben jeweils spezifische Morphologien, die Bernea in Gemälden, Zeichnungen und Objekten zu zahllosen Varianten zusammenstellt. Jede „Entity“ hat dabei ihre eigenen Attribute. Sie resultieren aus einem Prozess, im Zuge dessen sich ein morphologischer oder konzeptueller Typ verfestigt: „S.D.B. (Shoulder Dumbbell) – Lokus, Hierarchie, Einzigartigkeit, geschlossenes Objekt; Brarb – Bereich, der sich von Stringenz zur Annäherung bewegt, anthropomorph, symmetrisch, einzigartig; Verg – Vektorialität, Ambiguität, Einzigartigkeit mit der Tendenz, zum offenen Objekt zu werden; Stroaeuge – Ambiguität, Fremdheit, Einzigartigkeit, anekdotisch anthropomorpher Anklang; Mucarfa – informell, Strukturwiderspruch, offenes Objekt (undefiniertes Fragment).“
Übersetzt von Thomas Raab